dürfen nicht darauf hoffen, daß dem deutschem Volke noch-
mals ein Mann von der weltgeschichtlichen Größe eines
Fürsten Bismarck geschenkt wird. Solche Gestalten schrei-
ten über die Weltbühne nur in Zwischenräumen von
Jahrhunderten. Desto größer ist die Pflicht jedes ein-
zelnen von uns, zu seinem Teil dazu beizutragen, daß
unser Volk wieder in die Höhe kommt. Deshalb dürfen
wir keine Zeit mehr damit vergeuden, zu sagen, was ge-
schehen müßte. Wir müssen sorgen, das etwas geschieht,
und da bietet das Siedlungwesen den Bodenreformern
reiche Gelegenheit zu erfolgreicher Tätigkeit. Es genügt
nicht, Vorträge anzuhören oder Unterschriften zu sam-
meln. Von alledem haben wir mehr als genug gehabt.
Die Bodenreformer dürfen sich nicht damit begnügen, die
Öffenlichkeit auf die in unzulänglichen Wohnungen hau-
senden Volksgenossen hinzuweisen. Sie müssen helfen,
daß bessere geschaffen werden.
Das kann geschehen durch den Anschluß an die be-
stehenden Siedlung- und Bauvereine oder Teilnahme an
deren Gründung. Ich habe 16 Jahre dem Vorsstande des
Berliner Spar- und Bauvereins angehört und habe ge-
sehen, in welcher vorbildlichen Weise zahlreiche, dem Ar-
beitersstande angehörende, Mitglieder für die gute Sache
tätig gewesen sind und ihr jahrzehntelang ihre Kräfte
uneigennützig zur Verfügung gestellt haben. Neben den
leitenden Vorständen, auf deren Schultern die größte Last
ruht, sind in diesen Vereinen viele Mitglieder in den
Bau- und Kontrollkommissionen, als Zahlstelleninhaber
oder Hausverwalter tätig gewesen. Wer sich zu solcher
Mitarbeit nicht geeignet fühlt, oder keine Zeit dafür hat,
kann den Vereinen einen Teil seiner Ersparnissse anver-
trauen, um das errichten von Siedlungen zu beschleuni-
gen. Alle die dabei sind, haben das empfinden, an einem
großem Werk mitzuhelfen, und der blühende Zustand der
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