Full text: Kameralwissenschaften und vergleichende Betriebswirtschaftslehre

Schon Zielenziger hat in seinem Werke über die „Alten 
Kameralisten“ für die vorakademische Zeit einwandfrei nach- 
gewiesen, daß aus der merkantilistischen Zentralidee heraus 
grundsätzlich das Mittelstück auch in diesem Tryptichon 
das Hauptstück sein mußte und daß daher grundsätzlich die 
Kameralisten primär Wirtschaftspolitiker waren und nur 
sekundär Privatökonomen und Fiskalisten gewesen sein 
konnten. 
Diese Tatsache läßt sich auch für die spätere akade- 
mische Zeit nachweisen. 
So haben z. B_ Dithmar ebenso wie sein Nachfolger 
Darjes die Polizeywissenschaft, deren Hauptinhalt ja in der 
Wirtschaftspolitik bestand, geradezu „als die Seele und das 
Leben des Staates“ und somit ihrer Lehraufgabe bezeichnet. 
Daß die Wirtschaftspolitik diese Stellung tatsächlich 
innehatte, das zeigt sich auch in dem Umstand, daß die 
Veröffentlichungen der Kameralisten, soweit sie das Gesamt- 
system umfassen, die Privatökonomie vielfach durchaus un- 
vollständig behandeln, daß aber bis zum Schluß kein ein- 
ziger auf die Darstellung der Wirtschaftspolitik verzich- 
tet hat. 
T 
Nachdem auf diese Weise über das Wesen und Wollen 
der Kameralisten genügend Klarheit verbreitet worden ist, 
haben wir uns nunmehr der für uns entscheidenden Frage 
der Behandlung der Privatökonomie durch sie zuzuwenden. 
Geht man, was ja zur Klärung in solchen Fällen immer 
zweckmäßig ist, den Entwicklungstendenzen, die sich hier 
feststellen lassen, nach, so scheinen sie mir in vierfacher 
Richtung gegeben zu sein. 
Die Frage, die zunächst Beantwortung erheischt, be- 
trifft die Stellung der verschiedenen Arten der Privat- 
Ökonomie im Kameralsystem. 
Hier ist festzustellen, daß der Schwerpunkt sich immer 
mehr nach der Seite der Landökonomie verschiebt, d. h. 
-9 
Az
	        
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