Full text: Der deutsche Buchhandel

38 HI Die Zweige des deutschen Buchhandels. N 
jahrzehntelang fortgesetzt wurde. Diese Kataloge brachten neben 
den Büchertiteln schon Angaben über Verleger und Verlagsorte, doch 
fehlten die Preisangaben. 
Im Jahre 1598 erschien in Frankfurt a. M. der erste amtliche 
Meßkatalog, der vom Rate der Stadt Frankfurt herausgegeben wurde. 
Je mehr die Frankfurter Messe ihre Bedeutung für den Gesamt- 
buchhandel verlor, desto bedeutungsloser wurde auch ihr Meß- 
katalog; 1734 wurde sein Erscheinen eingestellt. In Leipzig er- 
schien der erste Meßkatalog, von Henning Große herausgegeben, 
im Jahre 1595, dem andere nachfolgten. Die Zusammenstellung, 
der ersten Bibliographien auf Grund der Meßkataloge erfolgte im 
17. Jahrhundert. Über die bibliographischen Hilfsmittel unserer Zeit 
gibt die Bibliographie am Schluß des Buches Auskunft. 
Besondere Aufmerksamkeit widmet der moderne Buchhändler der 
Propaganda durch die Schaufenster. Die Bücher werden nicht nur 
wie früher reihenweise ausgelegt, sondern man sucht durch schöne 
Gruppierung die Aufmerksamkeit der Straßenpassanten für die aus- 
gestellten Bücher wachzurufen. Dem gleichen Zweck dienen Spezial- 
ausstellungen einzelner Literaturgattungen oder Sonderausstellungen, 
die auf Anregung verschiedener Verlegerfirmen und mit ihrer Unter- 
stützung in den Schaufenstern der Sortimenter vorgenommen werden. 
In der Einleitung dieses Abschnitts wurde die Zahl der deutschen 
Sortimentsbuchhandlungen auf etwa 9800 beziffert; zahlenmäßig 
nimmt das deutsche Sortiment den breitesten Raum im Gesamt- 
buchhandel ein, scheint also in weitem Maße Anstellungsmöglich- 
keiten für Gehilfenkräfte zu bieten. In Wirklichkeit verringern sich 
aber die Gehilfenstellen dadurch ganz wesentlich, daß in einem 
großen Teil der Provinzialbuchhandlungen Lehrlinge in übergroßer 
Anzahl und weibliche Hilfskräfte ohne buchhändlerische Lehrzeit 
gegen billiges Entgelt angestellt werden. 
Obgleich die Sortimentertätigkeit besonders gute Allgemeinbil- 
dung verlangt, um den inneren Wert eines Buches einschätzen zu 
können, und obgleich das Reifezeugnis für die Obersekunda einer 
höheren Lehranstalt bei der Lehrlingsanstellung im Sortiment all- 
gemein als Norm gelten sollte, wird mangels genügender Angebote 
vielfach hiervon bei der Besetzung von Lehrstellen abgesehen. Für 
die buchhändlerische Lehrlings-Ausbildung ist das Sortiment die 
geeignetste Stätte. Hier gewinnt der Lehrling den notwendigen 
Überblick über die ältere und neue Literatur, lernt die neuesten 
Erscheinungen auf dem Büchermarkt sowie die Absatzmöglichkeiten 
und die literarischen Bedürfnisse des Publikums kennen. Auf diesen, 
durch eigene Anschauung in der Praxis erworbenen Kenntnissen 
baut sich dann die weitere Berufsbildung auf, die niemals als völlig 
abgeschlossen angesehen werden kann. Sie muß sich ständig weiter- 
entwickeln und stets im Einklang mit den Wandlungen des Zeit-
	        
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