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denselben Cognac für reines Weindestillat erklärt, den er
am nächsten Tage als gemischt mit Industriespiritus be
zeichnet. Eine oft erst nach Tagen zum Vorschein kom
mende Erkältung macht den Prüfenden zur Beurteilung eines
Cognacs vollständig unfähig.
Trotz dieser äußerlich so wenig zum Ausdruck kom
menden Eigenschaften ist der Wertunterschied eines alten
reinen Weindestillats, das ein volles und feines Bouquet
entwickelt hat, gegenüber einem jungen Branntwein aus
anderem Rohmaterial, dem diese Eigenschaften künstlich
durch Zusätze beigebracht wurden, sehr bedeutend. Ohne
den wissenschaftlichen Nachweis schon heute führen zu
können, wird infolge der Erfahrung in der ärztlichen Praxis
guter alter Cognac anderem Alkohol gegenüber bevorzugt
und verordnet. Daß in dem Weindestillat Stoffe von anderer
Art und anderem Wert wie in den übrigen Alkoholen sich
befinden, deren physiologische Wirkungen uns zur Zeit noch
unbekannt sind, beweist die grundverschiedene Entwicklung
beim Lagern unter dem Einfluß des Sauerstoffes der Luft
sowie die angenehmere Wirkung beim Genuß. Wir können
diese Verschiedenheit mit unserem Geruch und Geschmack
deutlich wahrnehmen. Der schon in der Traube gebildete
Zuckergehalt, gegenüber dem Stärkemehl in anderen
Früchten, aus denen Alkohol gewonnen wird, mag hierbei
auch wohl von Einfluß sein.
Aber auch für den Handel und in der Verarbeitung
ist ein Cognac, der aus einer Mischung von Weindestillat
und Industriealkohol besteht, schon deshalb minderwertig,
weil die Weiterentwicklung der aromatischen Stoffe und
damit die Werterhöhung durch Lagerung nicht in dem
Maße eintritt, wie wenn Cognac aus reinem Weindestillat
gelagert würde. Der Teil des Cognacs, der aus Industrie