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Beiderlei Zahlenreihen zeigen, dass die Ertragssteigerung bis in die
Gegenwart in erfreulicher Weise anhält.
Zum Schluss müssen wir noch eine Frucht besonders erwähnen, die
neben der Kartoffel wohl den meisten Einfluss auf die technische Ent
wickelung der Landwirtschaft ausgeübt hat, das ist die Zuckerrübe. Der
Zuckerrübenbau und die Rübenzuckerindustrie sind bekanntlich erst im
vorigen Jahrhundert aufgekommen, denn obwohl Marggraf schon 1747
den Zuckergehalt der Runkelrübe nachgewiesen hatte, führten erst die von
Achard wieder neu aufgenommenen Versuche 1801 zu dem Bau der ersten
Rübenzuckerfabrik in Cunern in Schlesien. Hat somit die Rübenzucker
fabrikation in Deutschland ihren Ursprung genommen, so hat sie auch iu
Deutschland bis jetzt die glänzendste Entwickelung gehabt, wie die folgende
Zusammenstellung 1 ) zeigt:
Es wurden mit
V nn 1 li n
Im ganzen
Zu 1 D.-Ztr. Roh
Zuckerrüben
V DU X .11«/
wurden ver
zucker wurden
bebaut
wurden geerntet
arbeitet Rüben
verbraucht Rüben
ha 2 )
D.-Ztr. 2 )
t
D.-Ztr.
1871/72 . .
73690
204
2250918
12,07
1876/77 . .
98725
252
3550037
12,27
1881/82 . .
. 121265
283
6271984
10,46
1886/87 . .
. 147782
300
8306671
8,43
1891/92 . .
. 164774
282
9488002
7,92
1892/93 . .
. 352015
279
9811940
7,97
1896/97 . .
. 424881
323
13721601
7,53
1900/01 . .
. 447606
296
13253909
6,70
1901/02 . .
. 478749
334
16012867
6,96
Während
Deutschland zu
Beginn des
19. Jahrhunderts vollständig
auf die Einfuhr von Kolonialzucker angewiesen war, konnte es im
Jahre 1900 nicht nur den einheimischen Bedarf befriedigen, sondern noch
über 1 Mill. Tonnen Rübenzucker ausführen. —
Fassen wir nun die Entwickelung des Ackerbaues kurz zusammen.
Die zu Beginn des Jahrhunderts vorhandene Möglichkeit, das Ackerland
ohne besondere Schwierigkeiten bedeutend zu erweitern, wird schon in
der ersten Hälfte des Jahrhunderts stark ausgenutzt. Bei gleichzeitiger
Steigerung der relativen Erträge befindet sich daher Deutschland in der
Lage, nicht nur den Bedarf der wachsenden Bevölkerung zu befriedigen,
sondern vorübergehend sogar bedeutendere Überschüsse von Getreide an
das Ausland abzugeben. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts wird es
dagegen immer schwieriger, neues Land in Kultur zu nehmen; es ist nur
noch schlechter Boden übrig, dessen Kultivierung bei dem ständigen Sinken
der Getreidepreise seit den 70 er Jahren keine Rentabilität verspricht. 9
9 Zusammengestcllt nach Stat. Jahrb. f. d. D. R. Jahrg. 1890, S. 29; 1893, S. 24;
1902, S. 40 und 1903.
2 ) In den beiden ersten Kolonnen beziehen sich die Zahlen von 1871/72—1891/92
nur auf die von den Fabriken selbst angebauten Rüben, alle übrigen Zahlen betreffen die
in Deutschland überhaupt erzeugten bezw. verarbeiteten Rüben.