Rohstoffe
und Erzeugnisse der Stärkefabrikation.
I. Wasser.
Für die Stärkefabrikation ist ein gutes Betriebswasser um so mehr von Be
lang, als für diese natürliches Wasser verwendet wird, während das Wasser für
andere landwirtschaftliche Nebengewerbe erhitzt bezw. gekocht wird, wodurch manche
schädliche Bestandteile entweder zerstört (Kleinwesen) oder ausgeschieden werden. Das
Wasser für die Stärkefabrikation muß nach 0. Saare 1 ) folgende Eigenschaften haben:
1. Es muß frei sein von darin schwebenden Stoffen, wie organischen Ausscheidungen und
Pflanzenresten (Schlammflocken), Eisenhydroxyd und Algen oder höheren Pilzen. Alle diese
Stoffe oder Organismen können mit der Stärke durch die Siebe gehen, auch in den Schleudern
zum Teil in der Stärke verbleiben, und treten dann in trocknem Zustande in der fertigen
Stärke als sogenannte Stippen auf, welche je nach der Menge, in der sie vorhanden sind,
die Beschaffenheit der Stärke herabdrücken können.
Eisenverbindungen können die Stärke auch gelblich färben.
2. Es muß frei sein von Gärungserregern, hefenartigen oder Spaltpilzen. Erstere ver
hindern das Absetzen der Stärke und tragen zum Entstehen der sogenannten fließenden
Stärke bei. Die anderen Kleinwesen bilden in der Stärke organische Säuren (Milchsäure,
Buttersäure), welche durch das sorgfältigste Waschen nicht ganz wieder zu entfernen sind,
und welche in bester Ware nicht vorhanden sein dürfen, oder sie geben außerdem der
Stärke noch einen schlechten Geruch nach Buttersäure oder einen dumpfen, fauligen Geruch.
Js tiefer in die warme Jahreszeit hinein die Fabrikation dauert, um so gefährlicher ist
das Vorhandensein der Mikroorganismen.
3. Das Wasser darf kein Ammoniak und keine salpetrige Säure enthalten, da die
Anwesenheit dieser Stoffe, ebenso wie eine zu erhebliche Menge von leicht zersetzlicher
organischer Substanz (die im Liter mehr als 10 mg übermangansaures Kalium zur Oxydation
verbraucht) auf Gegenwart faulender organischer Massen und Fäulnis erregender Bakterien
schließen läßt.
Über die Untersuchung des Wassers vergl. weiter unten.
II. Stärkemehlhaltige Rohstoffe.
1. Kartoffeln. Über die chemische Untersuchung der Kartoffeln vergl.
266, über die chemische Bestimmung der Stärke S. 238.
Für technische Zwecke wird der Stärkemehlgehalt durchweg nur nach dem
spezifischen Gewicht der Kartoffeln bestimmt, weil der Gehalt der Kartoffeln
an Trockensubstanz und Stärke im allgemeinen mit dem spezifischen Gewicht
derselben steigt und fällt; dieses gilt wenigstens für die Trockensubstanz, während
dieser nicht immer in demselben Verhältnis eine bestimmte Menge Stärke entspricht.
0. Saare, Die Fabrikation der Kartoffelstärke. Berlin 1897. Diesem Werke
sind die nachstehenden Untersuchungsverfahren vorwiegend entnommen.