Stärke.
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e) Zellreste und Zellsaftreste. 10 g Stärke sollen nach Arthur Meyer
mit 20 g einer 25 %-igen Salzsäure (spezifisches Gewicht 1,134) angerührt, der
entstehende Kleister einige Minuten bei 40° erwärmt, mit 20 ccm Wasser verdünnt,
zum Absitzen hingestellt und die Zellreste in üblicher Weise (wie Rohfaser)
quantitativ bestimmt werden.
Reine Stärke enthält nur Spuren bis 0,3 °/ 0 Zellreste (bezw. Robfaser).
Auf Zellsaftreste prüft A. Meyer qualitativ in der Weise, daß er die
Stärke mit dem doppelten Volumen Ammoniakflüssigkeit, die 2 g Ammoniak in
100 ccm Wasser enthält, schüttelt. Die Flüssigkeit greift Stärke nicht an, färbt
sich aber um so brauner, je mehr Zellsaft in der Stärke vorhanden ist.
f) Säure (bezw. Alkali). Auch Stärke, die nicht mit Hilfe von schwefliger
Säure gewonnen ist, kann infolge einer während der Fabrikation eingetretenen Gärung
freie Säure — meistens Milchsäure — enthalten. 0. Saare bestimmt die Säure
wie folgt: 25 g der Stärkeprobe, welche sauer reagierte, werden mit 25—30 com
destilliertem Wasser angerührt und unter lebhaftem Rühren mit 1 / 10 Normal-Natron
lauge titriert. Zur Feststellung der Endreaktion rührt man eine neutral reagierende
Kontrollprobe zu ebenso dicker Stärkemilch an, bringt Tropfen von beiden Proben
mit einem Glasstabe auf mehrfach gefaltetes Filtrierpapier und saugt das Wasser
ab; dann setzt man aus einem Röhrchen verdünnte Neutral-Lackmuslösung auf
die abgesaugte Stärkekuppe und titriert, bis die Färbung beider Proben über-
einstiramt. Hierauf macht man eine zweite Probe, bei der die ganze erforderliche
Menge Natronlauge auf einmal zugelassen wird. Zum Beispiel 25 g Stärke ver
brauchten 1,8 ccm 1 / 10 N.-Natronlauge (1 ccm = 0,004 g S0 3 ), also 100 g
Stärke = 7,2 ccm 1 / 10 N.-Natronlauge.
Eine Stärke, welche verbraucht
bis zu 5 ccm 1 / 10 N.-Natronlauge, ist = zart sauer,
„ „ 8 ccm 1 j 10 „ „ = sauer,
Uber 8 ccm 1 I 10 „ „ = stark sauer.
„Zart sauer“ wird noch nicht beanstandet, aber angegeben; „sauer“, wenn die
Färbungen weinrot sind, läßt auf organische Säuren schließen; bei „stark sauer“ und
ziegelroter Färbung sind Mineralsäuren anzunehmen.
Die Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter 1 / 10 N.-Natronlauge, multipliziert
mit 0,009, gibt die Menge Milchsäure, multipliziert mit 0,004 die Menge Schwefel
säure (S0 3 ), und multipliziert mit 0,0032 die Menge schweflige Säure (S0 2 ) an. Um
gekehrt können Mais- und Reisstärke, die unter Zuhilfenahme von Soda bezw.
Natronlauge gewonnen werden, bei ungenügendem Auswaschen alkalisch reagieren.
Hier kann das freie Alkali umgekehrt in derselben Weise durch litration mit
ho N.-Schwefelsäure bestimmt werden.
0. Saare fand den Säuregehalt von Weizenstärke entsprechend 0 3,4 ccm, von
Maisstärke entsprechend von 2,3—25,5 ccm 1 j 10 N.-Alkali, während der Alkaligehalt hei
Maisstärke in 4 Proben = 37,7—48,1 ccm 1 I 10 N.-Säure gefunden wurde.
g) Asche. 5—10 g Stärke werden wie üblich verascht und unter Anwendung der
a 'if S. 195 angegebenen Hilfsmittel weiß gebrannt.
Je reiner die Stärke ist, desto weniger Asche enthält sie; beste Stärke pflegt
°,06—0,3 °/ 0 Asche zu enthalten; bei den unreineren Stärken geht der Gehalt bis zu 1,0 °/ 0
und darüber hinaus.
b) Äußeres Aussehen und Großkörnigkeit. Der Glanz oder das
Lüster der Stärke ist um so stärker, die Farbe um so weißer und die Beschaffenheit
der Stärke um so besser, je mehr große Stärkekörner als spiegelnde Flächen vor
handen sind.