Gerste.
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von Friedr. Lux in Ludwigshafen, 1 ) indem man an einer Wage mit eingeteiltem
Glasgefäß ahliest, wieviel Raum 160 g abgewogene Gerstenkörner einnehmen.
Durch Division der für die Sperrigkeit gefundenen Zahl in 10000 erhält man
das Hektolitergewicht, umgekehrt durch Division mit dem Hektoliter-Gewicht in
10000 die Sperrigkeit.
5. Die Spelzeubeschaffenheit. Die Spelzen können die Beschaffenheit des
Bieres dadurch beeinträchtigen, daß aus ihnen, besonders aus groben Spelzen,
bitter- oder rauhschmeckende Stoffe ausgezogen und ins Bier übergeführt werden
können; aus dem Grunde werden feinspelzige Gersten den grobspelzigen vorgezogen,
obschon der absolute Gehalt an Spelzen bei letzteren nicht erheblich höher ist; er
beträgt nach Fr. Schönfeld' 3 ) bei dünnspelzigen Gersten 6,5—7,5 °/ 0 , bei grob
spelzigen bis 9,5 °/ 0 , bei Wintergersten bis 11,5 °/ 0 der Körner.
Ein genaues Verfahren zur Bestimmung der Spelzen gibt es nicht. Ein
Verfahren besteht (vergl, E. Prior, 1 ) S. 57) darin, daß man eine gewogene An
zahl Körner während 24 Stunden in 5 °/ 0 -iger Schwefelsäure bei gewöhnlicher
Temperatur einweicht, dann mit kaltem Wasser auswäscht und die zurückgebliebenen
Spelzen trocknet und wägt. Nach einem anderen Verfahren (von Hooky und
Klose) sollen die Gerstenkörner — in einer abgewogenen Menge —- mittels der
Luftpumpe luftleer gemacht und dann mit Wasser eingeweicht werden; hierdurch
sollen sich die Spelzen nach wenigen Minuten leicht von den Körnern ablösen und
dem Gewichte nach feststellen lassen.
C. Keimfähigkeit und Keimungsenergie. Eine Gerste ist um so besser, je
höher die Keimfähigkeit und Keimungsenergie ist bezw. je näher dieselben zu
sammenliegen. Unter Keimungsenergie versteht man den Prozentsatz der inner
halb 3 Tagen bei Zimmertemperatur gekeimten Körner, unter Keimfähigkeit die
Gesamtmenge der keimfähigen Körner nach 10—12 Tagen. Die Keimungsenergie
soll bei guter Gerste mindestens 90 °/ 0 , die Keimfähigkeit mindestens 95 °/ 0 betragen,
über die Bestimmung derselben vergl. S. 438—443.
7. Beschaffenheit des Mehlkörpers oder Endosperms (Schnittprobe). Man
unterscheidet mehlige, halbmehlige, halb- und ganzglasige (oder -speckige) Gerste.
Lei letzterer sind die Zellen von Stärke und Plasma völlig erfüllt, bei mehliger
Gerste schließen dieselben noch Luft, ein; aus dem Grunde läßt sich diese leichter
verarbeiten und liefert mehr Ausbeute als speckige oder glasige Gerste. Die Be
schaffenheit des Mehlkörpers wird gewöhnlich durch Durchschneiden der Körner
mittels des Farinotoms (z. B. von Printz in Karlsruhe) festgestellt, und werden
Körner, die nur eine Spur einer weißen Stelle (in der Mitte oder am Rande) zeigen,
zu den halbmehligen Körnern gerechnet. Man soll mindestens 5-mal je 100 Körner
Durchschneiden. Da die glasigen Körner durchsichtig sind, so bedient man
sich zur Feststellung der Beschaffenheit des Mehlkörpers auch des Diaphanoskops
von Ashton.
8. Schimmelige Beschaffenheit. Stark beregnete oder feucht aufbewahrtc
oezw. havarierte Gerste ist mehr oder weniger stark verschimmelt. Über den
Lachweis des Schimmels vergl. S. 253 und 419.
9. Chemische Zusammensetzung der Gerste. Eine Gerste ist für Brauerei-
zwecko um so besser, je mehr Extraktausbeute sie liefert; diese schwankt zwischen
8 80 °/ 0 der Trockensubstanz, geht aber bei schlechten Gersten wohl unter 68 °/ 0
_ 9 Vergl. Eugen Prior, Chemie und Physiologie des Malzes und des Bieres.
Leipzig 1896.
') Pr. Schönfeld, Die Herstellung obergäriger Biere. Berlin 1902, 8.