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IL
Der Güterverkehr.
Allgememes.
Der Nordwesten Europas kennzeichnet sich in wirtschaft-
licher Hinsicht durch ein starkes Überwiegen seines Einfuhr-
bedarfs, Für Deutschland, England, Holland, Belgien und
Frankreich zusammen beziffert sich der EinfuhrüberschuB 1912
auf 7% Milliarden Fr. In Gewichtstonnen ausgedrückt, würde
dieser Unterschied noch stârker hervortreten, denn es sind vor
allem Rohstoffe, die diesen Lândern zugeführt werden, wahrend
der die entgegengesetzte Richtung nehmende Transport sich
hauptsâchlich auf industrielle Erzeugnisse stützt, deren Wert
îm Verhâltnis zur Gewichtseinheit bedeutend grôBer ist,
Hieraus ergibt sich, daB der für die Einfuhr benôtigte Schiffs-
raum jenen, dessen die Ausfuhr bedarî, stark überschreitet,
und daB daraus eine passive Schiffsraumbilanz fortflieBen muB,
welche die wirtschaftlichen Bedingungen dieser Lânder be-
einfluBt.
Das Bestreben, diesen Unterschied auszugleichen, HeB
u- a. 1 ) England seine Kohlenausfuhr auf eine môglichst groBe
Hôhe bringen und spornte vor einigen Jahren die Deutschen
an, eine gleiche Politik für Rotterdam einzuschlagen, Dank
der stets in den englischen Hâfen zur Verfügung stehenden
Kohlenvorrâte hat der Nordwesten Europas in seiner Gesamt-
heit ein Gleichgewicht zwischen Einfuhr und Ausfuhr in seiner
Tonnagebilanz herzustellen vermocht.
Einzeln genommen, weisen die verschiedenen Hâfen trotz-
dem aile dieses Geprâge auf, doch in verschiedenem Grade,
Am stârksten tritt es in Rotterdam hervor, das sich vermoge
seiner Lage an der Rheinmündung vor allem für die Hand-
habung von Rohstoffen eignet; 1912 betrug seine Einfuhr denn
auch 20 850 000 t 2 ), wahrend die Ausfuhr kaum 5 9S9 900 t (wo-
von 3 085 800 t Kohlen) erreichte. Antwerpen dagegen nimmt
*) Wir halten hier nur mit der Ware in ihrer Eigenschaft als Trans-
portgegenstand Rechnung.
2 ) Die Statistik dieses Hafens bietet wenig Klarheit; die aufgeführte
Ziffer umfafit für die verzollbaren Waren die Einfuhr auf dem See-, Flufi-
und Schienenwege, für die zollfreien Waren dagegen, die die überwiegende
Mehrheit bilden, nur die Einfuhr über den Seeweg.