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kennt ihn als kruago, crugo, chruogo, kroge 1 ). Jedoch ist
das Wort nur in Glossen belegt; sein Gebrauch läßt sich
also nicht sicher erschließen. Erst die Quellen, aus denen
hervorgeht, daß sein Gebrauch den Deutschen bekannt ist,
nennen ihn „Safran“. Der erste Beleg für seine Benutzung
findet sich in einem mittelhochdeutschen Arzneibuch von
1150. Er heißt dort caferän ! ). Diese Verdrängung des
lateinischen durch den arabischen Ausdruck scheint zu be
sagen, daß der Gebrauch des Safrans im nördlichen Europa
sich durch arabischen Einfluß einbürgerte. In den arabischen
Reichen ist die Kultur im frühen Mittelalter bekannt. Der
Kalender von Cordova vom Jahr 961 sagt vom Februar, daß
nun der Krokus gesät wird, und vom November, daß die
Blüten geerntet werden 1 2 3 ). Durch den arabischen Geogra
phen Isztachri sind im 10. Jahrhundert Kulturen im Süden
der Balkanhalbinsel und in Persien bezeugt 4 5 ), und Ma<;udi
rühmt zur selben Zeit den orientalischen Safran vor dem
spanischen s ). Die Möglichkeit, daß auch in Italien um die
selbe Zeit Safrankulturen aus der Römerzeit fortbestanden,
ist zwar nicht ausgeschlossen. So kann die im 15. Jahr
hundert blühende Kultur in den Abruzzen vielleicht eine
Fortsetzung des antiken Anbaues von Sulmona sein. Auch
der sizilische Anbau, der zwar im Mittelalter für den Handel
keine Bedeutung hatte, mag fortbestanden haben. Doch
wird die Kenntnis des Safrangebrauchs im mittelalterlichen
Abendland mit größerer Wahrscheinlichkeit auf arabischen
Einfluß zurückgehen. Von den genannten Bezirken aus ist
dann im Laufe des Mittelalters ein allmähliches Nordwärts
dringen der Kultur zu beobachten. Zuerst breitet sie sich in
Toskana aus. Dann gewinnt sie auch in anderen Teilen
Italiens Bedeutung. Von Spanien aus greift sie nach Süd
1) E. G. Graff: Althochdeutscher Sprachschatz. Berlin 1838.
IV. 592 f.
2) Pfeiffer: Zwei deutsche Arzneibücher, Sitzungsber. der Wiener
Akademie der Wissenschaften. Philos. Hist. Klasse. Bd. 41. 1863. S. 120.
3) Le calendrier de Cordoue, ed. Dozy, Leyde 1873. S. 41 u. 109.
4) E. H. F. Meyer: Gesch. der Botanik. Königsberg 1854 II. S. 282.
5) W, Heyd: Histoire de Commerce du Levant. 1885 II. S. 668 f.