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frankreich, von dort nach Mittelfrankreich und England
über, Deutsche Handelsbeziehungen verpflanzen sie an den
Oberrhein und nach Oesterreich,
II. Die für den mittelalterlichen Salranhandel wichtigen
Anbaubezirke. Der von ihnen ausgehende Handel mit
Ausschluß der Handelstätigkeit der Deutschen.
Schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts gibt eine
Reihe von Urkunden Zeugnis von einem lebhaften Handel,
der sich an die Safrankultur bei Lucca anschloß. Zweimal
nimmt 1161 ein genuesischer Bankier Safran in Zahlung
„sicut a Lucca consuevit introduci"; ein andermal wird
Safran als Pfand auf ein Seedarlehn gegeben, 1169 strecken
die Kaufleute von Lucca dem genuesischen Staat 120 L, Jan.
vor, davon 80 1 in bar, 40 1 in Safran. Das teuer bewertete
Gewürz tritt also an Geldesstatt auf. Auch im Fernhandel
spielt der Safran schon eine Rolle. Von Genua aus wird er
nach Montpellier und Alexandrien exportiert ‘). Auf eine
umfangreiche, zu Handelszwecken ausgenutzte Kultur deu
ten diese Zeugnisse hin.
In welchem Grade aber der Safranbau im Wirtschafts
leben Toskanas eine Rolle spielte, geht erst aus den Quellen
des 13, Jahrhunderts hervor, vor allem aus den Stadtbüchern
von San Gimignano 1 2 3 ). Er erhöht nicht nur die Handels
bedeutung von Lucca, Pisa, Florenz, sondern verleiht auch
den kleineren toskanischen Städten S. Gimignano, Poggi-
bonsi, Volterra, Colle d'Elsa eine Stellung im Handelsleben,
Er fungiert an Geldesstatt, und der Reichtum an Safran er
leichtert es den kleinen Kommunen, auch politisch in den
guelfisch-ghibellinischen Kämpfen eine Rolle zu spielen.
Die Stadtbücher von San Gimignano *) sind dafür ein
Zeugnis von seltener Unmittelbarkeit und Lebensfülle. An
1) A. Schaube: Handelsgeschichte der romanischen Völker 1906.
S. 157, 283 f., 362, 648 f.
2) R. Davidsohn: Forschungen zur Geschichte von Florenz,
Berlin 1896-1901. II.
3) Sie sind erhalten für die Zeit von 1221—1332, allerdings
nicht lückenlos,