Full text: Einführung in die Kriegswirtschaftslehre

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Es käme da insbesondere die Dimensionierung 
der Ladefläche in Betracht: Es wäre von größtem 
Vorteil für die Armee, wenn diese Vehikel solche 
Ausmaße hätten, daß man die wichtigsten Kisten 
formen, welche die Armee verwendet, ohne 
Schwierigkeit unterbringen kann. Eine solche 
Einführung würde auch dazu führen, daß man 
bei der Armee die Kistenformen auf einige Ein 
heitstypen reduzieren könnte, welche untereinander 
komensurabel sind, etwa in der Weise, daß die 
größte Kiste das Doppelte, Dreifache oder Vierfache 
der kleinsten darstellt. 
Wir sehen ja heute eine solche Tendenz zur 
Vereinheitlichung auf dem Gebiete der Reise 
koffer, die — um im Eisenbahnwaggon zugelassen 
zu werden — eine bestimmte Größe nicht über 
schreiten dürfen. Auch auf dem Gebiete der 
Papierformate ist heute eine solche Bewegung 
modern. Daß aber die Vereinheitlichung der 
Wagentypen bei den landesüblichen Fuhrwerken, 
soweit die Ladefläche in Frage kommt, keine 
reine Utopie ist, beweisen die Erfahrungen, welche 
man mit dieser Institution im fernen Osten ge 
macht hat. 
Der Geograph Richthofen erzählt 1 : «Man 
fährt in zweirädrigen Karren, die von zwei Maul 
tieren, eines vor das andere gespannt, gezogen 
werden. Die Karren sind in ganz China genau 
gleich und von denselben Abmessungen. Dies 
ist bequem. Ich habe mir eine Anzahl Ge 
päckstücke machen lassen, die nach dem Zoll 
bemessen sind und auf jedem neuen Karren 
genau ihren Platz ausfüllen. . . .» 
Daß die Armee solche Einrichtungen zu ver 
wenden wüßte, kann man aus dem sehr lesens 
werten Werke des Feldmarschalleutnants v. Meixner 
entnehmen. 2 Es heißt dort von den Japanern 
während des russisch-japanischen Krieges: «Der 
Armeetrain umfaßte lediglich die aus einspän 
nigen Einheitskarren formierten Divisionstrains . . 
Die einheitliche Wagentype gab der Trainorgani 
sation den Charakter großer Einfachheit und ge 
stattete eine vielseitige Verwendung der Fuhr 
werke. So kam es vor, daß Karren der Muni 
tionskolonne Reissäcke führten. Meldete dann 
der Geschützdonner die Einleitung eines Gefechtes, 
so wurde der Reis abgeworfen, um die vorüber 
gehend deponierte Munition abzuholen. . . . Muni 
tion und Konserven wurden in Kisten zu 40 bis 
50 kg, Reis, Gerste und Hafer in Strohmatten 
paketen zu 15 kg versendet und äußerlich durch 
die verschiedene Farbe der Schnürung kenntlich 
gamacht. Die kleinen Einheitspakete erleichterten 
die Beladung der Karren, da der Trainsoldat im 
stande war, seinen Karren allein zu beladen, und 
da ferner die Länge des Einheitssattels der Trag 
1 Richthofen-Tagebücher, Auswahl von Gansberg, 
Seite 17. 
2 Otto v. Meixner, Histor. Rückblick auf die Ver 
pflegung der Armeen im Felde. VI. Lieferung, S. 46 ff. 
tiere der Breite der Ladefläche des Einheits 
karrens entsprach, konnte schon bei deren Be 
ladung der Zusammenstellung von Tragtierladungen 
Rechnung getragen werden . . .» 
Ich habe dieses eine Moment herausgegriffen, 
um zu zeigen, welche Ausdehnung die Ein 
griffe der Militärverwaltung in die Technik des 
Verkehrswesens nehmen können. Es ist durchaus 
denkbar, daß im Interesse der militärischen Rü 
stungen das gesamte soziale Leben an manchen 
Stellen rationeller als bisher, auch in Hinblick 
auf den Friedenserfolg, ausgestaltet werden kann. 
Das Militärwesen ist an sich überaus rationalistisch 
organisiert und kann, da es die Gesamtheit durch 
dringt, Rationalismus verbreiten helfen. Freilich darf 
man wieder nicht übersehen, daß die Tradition und 
der antirationalistische Geist auch viel Lebens 
förderndes in sich enthält und daß der rasche 
Wechsel, der oft die Folge rationellen Vorgehens 
ist, das durch die Ueberlieferung wenig gehemmt 
wird, bedenkliche Folgen nach sich ziehen kann. 
Es würde besonderer soziologischer Betrachtungen 
bedürfen, um die rationalistische Rolle des Militär 
wesens für das gesamte soziale Leben richtig zu 
würdigen. 
Aber die Fürsorge für die Realien kann sich 
nicht allein darauf beschränken, die innerhalb des 
Landes erlangbaren Quanten zu berücksichtigen. 
Man muß auch mit dem Import rechnen. Ins 
besondere Lebensmittel, wie Fleisch, wird man 
in Kriegszeiten in Oesterreich-Ungarn gerne zu 
importieren suchen. Auch was die Frage des Im 
ports anlangt, hat man mit schwierigen Problemen 
verschiedenster Art zu kämpfen. So wird von 
manchen Seiten nicht mit Unrecht darauf hin 
gewiesen, daß man nur dann im Kriegsfälle mit 
Fleischimport rechnen kann, wenn er bereits in 
Friedenszeiten organisiert ist, da die Bereit 
stellung geeigneter Schiffe, die Organisation des 
Fleischverkehres immerhin erhebliche Zeit in An 
spruch nimmt, vor allem müssen immer erst Er 
fahrungen gesammelt werden. Dagegen wird von 
der anderen Seite erwidert, daß die Organisation 
des Fleischimports in Friedenszeiten den ein 
heimischen Fleischproduzenten eine derartige 
Konkurrenz mache, daß die inländische Pro 
duktion darunter schwer leiden würde. Man würde 
den Import ermöglichen, aber nur auf Kosten der 
eigenen Erzeugung. Dies sei aber insbesondere 
deswegen sehr gefährlich, weil in einem größeren 
Kriege das Adriatische Meer wohl gesperrt werden 
dürfte. 
Selbstverständlich bringt ein großer Krieg 
Ausfuhrverbote aller Art, sowohl was Kriegs 
material, als auch was Lebensmittel anbelangt. Auch 
im Vorbereitungsstadium sind Pferdeausfuhrver 
bote nichts Seltenes. Von manchen Seiten wird 
gewünscht, daß man diese Ausfuhrverbote mög 
lichst weit ausdehnt und auch Glasflaschen, Tuch 
sorten usw. darunter begreift, wogegen von 
anderer Seite eingewendet wird, daß dies Artikel
	        
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