15
Die öffentlichen Ausgaben und Einnahmen der Provinzen
sind im allgemeinen und in ihrer Gesamtheit in viel geringerem Maße
gewachsen als die der Ortsgemeinden.
Ihre Gesamtausgaben J ) sind gestiegen von rund 96 Mül. i. J. 1882
auf 166 Mül. L. i. J. 1913, d. h. wie 100 zu 173. Die Gesamt
einnahmen haben sich in dem gleichen Zeitraum vermehrt von 80
auf 152 Mill. L., oder wie 100 zu 190.
Dagegen sind die öffentlichen Schulden der Provinzen in noch
stärkerem Verhältnis gestiegen als die der Gemeinden: von 98,4 Mill.
i. J. 1877 auf 172,7 Mill. L. i. J. 1900, d. h. wie 100 zu 175 2 ).
III. In unseren modernen Kulturstaaten bildet die St euer-
wirtschaft in mannigfacher Ausgestaltung das eigentliche Substrat
des ganzen Einanzwesens des Staates sowohl wie der Kommunal
körper, insbesondere der Gemeinden. Die Steuern und die öffent
lichen Schulden umschließen die großen Grundprobleme aller finanz
wirtschaftlichen Entwicklung der Neuzeit und unserer Tage.
Auch in Italien ist der kommunale Haushalt ganz vorwiegend
auf Steuern basiert. Nach der Statistik für 1912 entfallen 3 / 4 aller
ordentlichen Gemeindeeinnahmen auf Steuern und andere öffentliche
Abgaben. Und die Provinzialfinanzen beruhen fast ausschließlich auf
Steuern (bis etwa 93°/ 0 der ordentlichen Einnahmen) 8 ).
Das italienische Gemeindesteuersystem in seiner Struktur und
Eigenart darzulegen, dies wird nun die Aufgabe sein.
Das italienische System der Gemeindebesteuerung ist
nach dem französischen Typus gebildet: Oktrois (dazi di consumo)
und Zuschläge zu den staatlichen Ertragssteuern bestimmen zwingend
den Charakter. Im übrigen aber ist das italienische System von dem
französischen in seinem Aufbau verschieden. Während in Frankreich
Kommunalzuschläge zu allen direkten Staatssteuern (der Grund-, Ge
übt Schulden belastet. So stellte sich der Schuldenstaud einiger wichtigeren
deutschen Städte i. J. 1907 in 1000 M. wie folgt: Berlin: 428955; Frankfurt a/M.:
222948; Köln: 146842; München; 300764; Dresden: 151100; Leipzig: 127125.
Besonders verschuldet ist Paris: 2539 Mill. Pres. (1906). S. Bheberg, Pinanzwissen-
schaft, 8. 590/91.
1 ) Ausgaben und Einnahmen exkl. „il movimento di capitali“.
2 ) Annuario statistico 1905/07, S. 1004.
3 ) Die Gesamtsumme der ordentlichen Gemeindeeinnahmen i. J. 1912 betrug
rund 683 Mill. L., wovon 509,8 Mill. (= 74,6 °/ 0 ) auf Steuern und sonstige Abgaben
entfallen; die ordentlichen Provinzialeinnahmen i. J. 1913 beziffern sich auf rund
143 Mill. L., davon 132,4 Mill. (= 92,5%) auf Stenern und andere Abgaben. S.
Annuario statistico it. 1913, 8. 381, 388.