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zutritts von Kosten für neue Leistungen seit dem Jahre 1897
zugenommen haben. In welchem Umfange dies tatsächlich
der Fall ist, kann ohne weiteres nicht genau ermittelt werden,
weil für keinen Posten irgendwie vergleichbare Angaben vor
handen sind. Immerhin ist es möglich, für die neuere Zeit
wenigstens gewisse Mindestkosten des Postzeitungsvertriebs
unter Zugrundelegung des jetzigen Verkehrsumfangs in der
Weise ungefähr zu berechnen, daß ohne jede Rücksicht auf die
seit dem Jahre 1897 eingetretene Kosteusteigerung die Durch
schnittskosten für den Vertrieb einer gebührenpflichtigen Zeitungs
nummer im Jahre 1897 mit der Verkehrsziffer von 1910
vervielfältigt werden.
Im Jahre 1897 haben die Kosten des Vertriebs einer
gebührenpflichtigen Zeitungsnummer durchschnittlich 0,66 Pf.
betragen?) Die Zahl der gebührenpflichtigen Nummern ist
nach den Ausführungen oben unter b) für das Jahr 1910
auf 1 784 000 000 zu schätzen. Da die Kosten seit 1897
nicht geringer geworden sind, haben sie sich für das Jahr 1910
zum mindesten auf 1 784 000 000.0,66 Pf.^11 774 400 M.
belaufen. Dieser Ausgabe stehen, wie unter a) erörtert worden
ist, ungefähr 11 017 000 M. Einnahme an Zeitungsgebühren
gegenüber. Hieraus ergibt sich, daß im Jahre 1910 der
Postzeitungsvertrieb wenigstens 757 000 M. Zuschuß erfordert
hat. Unberücksichtigt ist dabei die seit dem Jahre 1897
eingetretene, auf Erhöhungen der Preise, Löhne usw. beruhende
Steigerung der Selbstkosten.
Nach allem hat der gemischte Zeitungsgebührentarif in
Verbindung mit der seit seinem Inkrafttreten erfolgten Verkehrs
zunahme zwar das Defizit beim Postzeituugsvertrieb verringert,
im ganzen beweisen jedoch seine finanziellen Ergebnisses) daß
das ihm zugrunde liegende Verwaltungsprinzip sich in der
Praxis als Prinzip der nicht vollen Eigenkosten-Deckung äußert.
1) Vgl. S. 83 Aum. i.
2 ) Mit der finanziell ungünstigen Wirkung des gemischten Tarifs
hatte die Post von vornherein gerechnet (Stenogr. Ber. 1898/00 Bd. IV
S. 2816 und 2924). Diese Wirkung des Tarifs ist schon wiederholt
in der Ocffentlichkeit zur Sprache gebracht und auch als Anlaß zu einer