Der Rückfluß der Banknoten — eine Notwendigkeit der Stückelung
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Betrag bis herab auf einen Dollar ausgegeben werden, findet ein solcher
Rückfluß natürlich nicht statt. Von Geldüberstuß kann jetzt, nachdem die
Hausse alle Preise ergriffen hat, keine Rede mehr sein, da ja mehr Geld
nötig ist, um die gleichen Waren umzusetzen, als vor der Hausse. Und was
das Geld an Verschleißkrast eingebüßt, das muß die größere Menge ersetzen.
Statt 100 gehören jetzt 120-130-150 M. aus den Kopf der Bevölkerung
um dieselben Warenumsätze zu bewirken. Entsprangen bei Beginn der Hausse
die Ansprüche an die Notenbank dem spekulativen Geldhunger, so handelt es
sich jetzt bei der vollzogenen Hausse um echten Geldbedarf, denn das Geld
wird von der Ware beansprucht. Statt 1000 M. braucht der Kaufmann
1500 M. für den gleichen Umsah, der Unternehmer muß 150 000 M.
statt 100000 für das gleiche Haus aufwenden, und der Staatsbetrieb
verlangt 3 statt 2 Milliarden. Fehlt es an Geld, um den Warenaustausch
auf der erreichten Preishöhe zu bewirken, so setzt auch gleich die Baisse ein.
Und das Geld wird fehlen, wenn die Noten zum Umtausch gegen Kleingeld
zur Bank zurückfließen und diese dann für jede Mark in Gold drei Mark
in Noten einziehen muß — zumal das Zurückströmen der Noten bei der
Bank die irrige Meinung erwecken mag, daß die Noten einen Überfluß an
Geld bedettten und die Bank dadurch veranlaßt wird, noch weitere Ein
schränkungen des Notenumlaufes vorzunehmen.
Der Rückfluß der Banknoten zur Ausgabestelle geschieht auch
2. durch den durch die Hausse verursachten größeren Gold
bedarf der Industrie. Gold ist industriell verwendbar,- die Goldwährungs
theorie behauptet sogar, daß der Geldstoff überhaupt industriell verwendbar
sein müsse. Diese industrielle Verwendbarkeit wächst aber mit der größeren
Wohlfeilheit des Goldes, die in der Hausse liegt. Erhält der Bauer für
einen Sack Kartoffeln 10 Gramm Feingold, so erhält er durch die Hausse
für denselben Sack jetzt 12-15-20 Gramm und für das Tagesprodukt
erhält der Arbeiter 6 statt 3 Gramm Gold, da ja jede Mark — einerlei ob
Silber oder Nickel, ein Recht auf Feingold gibt.
Diese relative Billigkeit des Rohstoffes kann natürlich nicht ohne Ein
fluß auf die Nachfrage nach Goldwaren sein. Das Gold sinkt von der ersten
Gesellschaftsklasse in den Bereich der zweiten und dritten und würde, falls
es sehr billig würde, in der breiten Masse des Proletariats Absah finden.
Der Weber im Eulengebirge kaust einen goldenen statt einen silbernen Ehe
ring, der Bauer ersetzt die silberne Uhrkette durch eine goldene usw. Wo schon
Gold in Gebrauch war, da wird Quantität und Qualität erhöht. Das
18karätige verdrängt das 14- und 8 karätige Gold, und den von der Groß
mutter geerbten dünnen Armreifen verdrängt das breite massive Armband.
Und auch sonst in der Industrie macht sich das Gold breit. Was man sonst
versilbert, wird jetzt vergoldet, und Tafelaufsätze, Wagcngeschirr, Kirchen
gerät, Heiligenbilder, Bilderrahmen usw. werden mit einer Goldschicht über
zogen,- in der Schweselsäureindustrie erseht der goldene Kessel den schlechteren
aus Blei oder den teureren aus Platin.
Und all dieses Gold ist Geldstoff, war oder wäre Geld: So geschieht
es denn, daß so viel Noten die Emissionsbanken in den Verkehr bringen,