Full text: Aktive Währungspolitik

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doch alle, alle überlebt. Er führte seine „Langlebigkeit" auf die hohe geistige 
Befriedigung zurück, die ihm das Studium des Geldwesens verschaffte. 
1916 im Oktober starb er in Uruguay. Kurz vorher noch hatte er sein 
Buch „Geldbriese vom Silberstrom" herausgegeben. Er war einer 
der stolzesten und freiesten Männer, mit denen das Leben mich in Berührung 
gebracht, und einer der wenigen, deren Tod mich in Trauer versetzt hat/ 
Das erste Manuskript zur vorliegenden Schrift hatte ich kn demselben 
Tone verfaßt, in dem auch mein Werk „Die Verwirklichung des Rechtes auf 
den vollen Arbeitsertrag" gehalten war. Frankfurth, der mich regelmäßig 
von Montevideo aus besuchte, war mit diesem Tone gar nicht zufrieden. Er 
meinte, die Schwierigkeiten beim Absah der Zeitschrift für die Herabsetzung 
des Geldes von seinem Throne wären eine Wirkung dieses Tones. Wir 
hatten darüber lange Debatten. Ich hatte Erfahrungen auf diesem Gebiete. 
Wer die Wahrheit sucht, läßt sich durch Töne nicht schrecken. Und die 
6000 Jahre alte Festung Mammons läßt sich nicht, wie das Gemäuer 
Jerichos, durch Töne aus dem Gleichgewicht bringen. Immerhin, es lag auch 
kein Grund vor, die Schwierigkeiten, die in der Sache lagen, unnötigerweise 
zu mehren. So schrieb ich das Buch um, aus Massenerfolg abgetönt. 
Frankfurth nahm 1908 das Manuskript hoffnungsfreudig auf einer 
Geschäftsreise mit nach Deutschland und überwachte den Druck, in dessen 
Kosten wir beide uns teilten. 
Frankfurth schickte die Schrift an alle Parlamentarier, an die Presse in 
mehreren tausend Exemplaren. „And now he sät, selfcollectet like a por- 
cupine, with a squill pointed against every opposer“. 
Bei seiner Rückkehr nach Südamerika feierten wir den „Massenersolg". 
Nie haben zwei Menschen fröhlicher über einen vollkommenen Mißerfolg 
gelacht. Keine Zuschrift, keine Bestellung, keine Kritik. Nichts, absolut nichts! 
„Man fürchtet uns," meinte Frankfurth. „Kein Mensch hat das Buch gelesen", 
antwortete ich, „mit Ausnahme der wenigen, die die nötige Intelligenz be 
sitzen, um zu erkennen, daß eine aktive Währungspolitik ihren Interessen 
gefährlich werden könnte, und die schweigen". Von der Presse hatte ich gar 
keine Unterstützung unserer Bestrebung erwartet. Mir ist es immer eine 
Selbstverständlichkeit gewesen, daß die großen Tageszeitungen sämtlich finanziell 
in der Hand der Haute finance sind und den Befehl erhalten haben, keine 
Kritik der ihnen so nützlichen Reichsbankpolitik zu dulden. 2n einem vor 
kurzem im Bankverlag, Berlin W., Mansteinerstraße 9, erschienenen Blich 
von Argentarius „Briefe eines Bankdkrektors an seinen Sohn", heißt es: 
„Bis vor ein paar Jahren hat sich außer den wenigen Fachgelehrten (wer
	        
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