Internationale Währungsverständigung.
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So bleibt denn nur mehr zu erörtern, ob es wohl möglich fein wird,
andere Goldwährungsländer, wie Nordamerika, England, Frankreich,'Österreich,
Rußland, Italien, Skandinavien, Argentinien, Holland und die Schweiz zu
veranlassen, im Verein mit Deutschland eine auf die Beseitigung der sogen.
Konjunkturschwankungen, auf die Konsolidierung der Währung gerichtete
aktive Währungspolitik zu betreiben, und dieser Frage wollen wir ein
besonderes Kapitel widmen.
Internationale Währungsverstänöigung.
Die Vorteile des internationalen und interkontinentalen Produktenaus
tausches überwinden die künstlichen Hindernisse, die kurzsichtige Geister seiner
Entwicklung in Form von Zollschranken entgegenstellen, und lassen allem zum
Trotz den Welthandel sich 31t einer Lebensfrage aller Völker auswachsen.
Der Weltgeist, den der Welthandel zeugt, ist über das Ideal mancher
Patrioten brutal und siegreich hinweggeschritten,- niemand spricht mehr vom
geschlossenen Handelsstaat?) Wie Alexander der Große die Welt für seinen
Ehrgeiz brauchte, so sehnt sich jeder Unternehmer nach dem schrankenlosen
Besitz der Welt für den Absah seiner Produkte, und wenn es auch nur
Stiefelwichse wäre.
Die Bedeutung des Welthandels wird überall immer mehr gewürdigt,
und alle Völker zeigen, daß sie zur pflege dieses Handels schwere Opfer zu
bringen bereit sind. Manchen von diesen Opfern fehlt es an Zielbewußtsein,-
manche entspringen auch noch dem heidnischen Gedanken, den Welthandel
durch Eroberung sich anzueignen — doch sind es immer Opfer, die auf dem
Altar des Welthandels gebracht werden — einerlei ob sie aus Blut und
Pulver, Geld und Vorurteilen, oder einfach aus der dem Studium der
Sache geopferten lieben Ruhe bestehen.
Um den Welthandel zu fördern, gibt die Kaiserin von China den Zopf
auf, legt Bresche in die Grenzmauern ihres Reiches. Um den Welhandel zu
erweitern und zu schützen, baut man kostspielige Kriegsflotten, überbrückt oder
durchsticht die natürlichen Grenzen, die Gebirge und Ströme den einzelnen
Nationen ziehen,- aus Staatsmitteln unterstützt man unrentable Weltschiffahrt,-
ein kostspieliges, diplomatisches Corps wird überall unterhalten, man gibt
sogar beträchtliche Teile der nationalen Selbständigkeit auf, indem man durch
Verträge (Handelsvertrag, postvertrag usw.) die staatliche Bewegungsfreiheit
unterbindet. Auch die Goldwährung hat man nur darum eingeführt, weil
man Vorteile von ihr für den Welthandel erwartete,- und was hat man
der Goldwährung nicht alles geopfert! Um die Goldwährung einzuführen,
ist es nötig gewesen, dem Staat die kostspielige Liquidation der Silbermünzen
aufzuhalsen,- in Italien, Rußland, Österreich tt. a. wurden besondere aus
wärtige Anleihen zu dem Zwecke gemacht,- in Nord-Amerika wurden ganze
i) Der Krieg hat auch diese glücklichen Entwicklungskeime zerstört. England, der alkeWelt-
und Freihandelsstaat, ist, durch Valutaschwierigkeiten, fetzt (1921) zum Schutzzollunsinn überge
gangen.