Die Produktionsverhältnisse in der Ölmüllerei um 1800. 29
die Verrichtungen so unter sie verteilt waren, daß keiner müßig
stehen durfte, in einem Tage 5—6 Scheffel Leinsaat zu Öl ver
arbeitet haben 2 ). Wie die hier erwähnte Arbeitsteilung vor
genommen wurde, darüber konnte leider nichts Genaues mehr
festgestellt werden, doch ist anzunehmen, daß dieselbe der
jenigen ähnlich war, wie ich sie weiter unten bei den Wasser
mühlen schildern werde.
Als Entgelt für seine Arbeit erhielt der Ölschläger den sogen.
Schlaglohn. Dieser konnte entweder in Geld bezahlt werden und
betrug dann z. B. für den Himten Saat 5 Gr. 4 Pf. oder in
natura, wo der Ölschläger in diesem Falle für den Himten Saat
1 Pfund Öl, 2 Kuchen und 2 Gr. in bar erhielt 3 ).
In den spärlichen Berichten, welche uns aus jener Zeit
über den Betrieb der Ölschlägereien überkommen sind, hört
man viele Klagen darüber, daß neben der mangelhaften Ein
richtung der Betriebe solche Ölschläger vielfach auch nur geringe
Kenntnisse von ihrem Gewerbe besäßen, und es noch dazu
häufig an der nötigen Sorgfalt bei Verarbeitung der Saat fehlen
ließen. Ohne Verkennung dieser Mißstände, die ohne Zweifel
in den Ölschlägereien bestanden haben, dürfte aber doch wohl
ein Teil der Schuld an den geringen Leistungen in dem System
dieser Lohnmüllerei selbst gelegen haben. Bei der mangelhaften
Technik des 18. Jahrhunderts war nämlich die Ölausbeute in
hervorragendem Maße von der richtigen Behandlung der Samen
in den Stampfgruben, auf dem Wärmeherde und beim Ver
packen abhängig. Da nun der Ölschläger auf die Mitarbeit
fremder unkundiger Leute angewiesen war, denen er einen Teil
dieser Arbeiten übertragen mußte, so dürfte es selbstverständ
lich sein, daß der Ölschläger auch beim besten Willen und bei
größter Sachkenntnis nicht die Resultate erzielen konnte, welche
möglich wären, wenn alle Beteiligten die gleiche Kenntnis des
Gewerbes besäßen und aufeinander eingearbeitet wären.
Vergleicht man zusammenfassend die Ölschlägereien mit
den Roßölmühlen, so kann man feststellen, daß zwar die Pro
duktionsmittel bei beiden gleich unvollkommen waren, daß
jedoch bei den Ölschlägereien bei geringeren Anlage- 4 ) und
2 ) Krünitz, „Ökonomisch-technologische Ericyklopädie“, Teil 104, S.744.
*> Schreiber, „Beiträge“. 1. Heft, S. 75.
) Bei den Stampfwerken der Ölschlägereien fiel das bei den Öl
gangen notwendige umständliche Räderwerk fort, wodurch sich die An-