Full text: Die deutsche Ölmüllerei

1. Die Einführung der Gewerbefreiheit. 
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Eine weitere Veranlassung zu Unrichtigkeiten liegt endlich 
in der Tatsache begründet, daß es in jener Zeit eine große An 
zahl kleiner Landwirte gab, welche gelegentlich, wenn sie sonst 
keine Beschäftigung hatten oder der Preis des Öles ihnen vor 
teilhaft erschien, auf den allereinfachsten Apparaten Öl ge 
wannen 14 ). Diese Nebenbeschäftigung ist wahrscheinlich in den 
Gewerbetabellen als Ölmüllerei aufgeführt und daraus sind wohl 
die enormen Schwankungen in der Zahl der Ölmühlen zu er 
klären, wie sie sich in ganz kurzen Zeiträumen vorfinden 15 ). 
Diese Einwendungen gegen die absolute Richtigkeit der 
Zahlen der Gewerbeaufnahmen waren nötig, einerseits damit 
man die Resultate derselben ihrem Werte nach richtig einschätzen 
kann, andererseits weil sich erst jetzt Widersprüche aufklären 
lassen, welche sich eventuell zwischen den Zahlen der Statistik 
und meinen sonstigen Ergebnissen ■ heraussteilen. 
Wenden wir uns wieder zu unserem Thema zurück und 
werfen noch einen kurzen Blick auf die Aufnahmen der Jahre 
1816 und 1828. Im Jahre 1816 wurden im ganzen Königreich 
Preußen an Ölmühlen gezählt 3428 Stück, im Jahre 1828 da 
gegen bereits 4107, es ergibt sich also ein Zuwachs von 679 Stück 
oder 20°/ o , der sich ziemlich gleichmäßig über das ganze Reich 
verteilt. 
Natürlich war diese starke Vermehrung nicht allein in der 
Einführung der Gewerbefreiheit in der Ölmüllerei begründet, 
sondern es wirkten auch noch eine Reihe anderer Faktoren gün 
stig auf die Entwicklung unseres Gewerbes ein. Von ganz be 
sonderem Einfluß ist da ohne Zweifel die bedeutende Steigerung 
des Ölkonsums gewesen. 
Hand in Hand mit dem bedeutenden Aufschwünge, welchen 
fast alle Gewerbe- und Industriezweige infolge der Einführung 
der Gewerbefreiheit nahmen, ging natürlich auch eine Vermeh 
rung des Verbrauches der in diesen Betrieben benötigten Öle 16 ). 
14 ) W. v. Reden, „Erwerbs- und Verkehrsstatislik für das Königreich 
Preußen“. Darmstadt 1853/54. I. Bd., S. 628ff. 
15 ) Es wurden z. B. gezählt an Ölmühlen im 
Reg.-Bez. Frankfurt 1819: 192, 1822: 134 und 1825: 216, 
„ Breslau 1819: 215, 1822: 86, 
„ Düsseldorf 1819: 97, 1822: 209 usw. 
*•) Für unser Gewerbe kommt besonders der bedeutende Aufschwung 
der Seifensiederei in Betracht. Vgl. darüber Gühlich, „Geschichtliche
	        
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