Full text: Einführung in das Studium der Konjunktur

170 Vierter Abschnitt. Konjunkturprognose und Konjunkturpolitik. 
Produktionskosten damit im Zusammenhang steht. Jedenfalls han 
delt es sich hierbei um Vorgänge, welche sich mit dem Wandel der 
Konjunktur sehr enge berühren. 
Die Eigenart bestimmter Industrien und Unternehmungen zeigt 
sich aber auch vielfach unmittelbar bei der Entwicklung der Pro 
duktion in der Hochkonjunktur. Es handelt sich hier um Zusammen 
hänge, welche in den Krisentheorien von Spiethoff, Tugan- 
Baranowsky und Cassel eine große Rolle spielen und bei Dar 
stellung dieser Lehren auch bereits erwähnt worden sind. Gemeint 
sind die großen Unterschiede zwischen Produktions mittel- 
und Genußmittelindustrien. Zwischen beiden bestehen ja 
wesentliche Unterschiede in dem Wandel der Konjunktur. Bei den 
ersteren handelt es sich vorwiegend um einen einmaligen Bedarf 
innerhalb einer Konjunkturperiode, und ferner können diese Produk 
tionsmittelindustrien auch einen wesentlich stärkeren Einfluß auf den 
Absatz ihrer Erzeugnisse ausüben, als es bei den Genußgüter 
industrien der Fall ist. Es sei hier nur an das sogenannte System der 
Tochtergesellschaften erinnert, welches ja in erster Linie den Zweck 
verfolgt, der Muttergesellschaft neue Absatzmöglichkeiten zu be 
schaffen, ein Verfahren, das besonders in der elektrischen Industrie 
eine große Rolle spielte. Auch die eben erwähnte Kreditgewährung 
von seiten der Maschinenfabriken diente ja dem gleichen Zwecke. 
Aus der Hausseperiode am Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts be 
richtet Löwe l ) über diese Zustände in der elektrischen Industrie: 
„So baute die elektrische Industrie teilweise auf die Neueinrichtung 
der Werkstätten in der Maschinenindustrie, diese auf die ihr infolge 
eigener Aufträge an die Elektrizitätsbranche von dieser zugehenden 
Bestellungen, erweiterte ihre Betriebe usf. So entstand eine Art 
industrieller Wechselreiterei, die früher oder später zu Ende gehen 
mußte.“ 
Wenn man sich die Industrien und Unternehmungen ansieht, bei 
denen solche starke Mittel, den Absatz zu steigern, angewandt wer 
den, dann kann man die Beobachtung machen, daß es vor allem 
solche mit einer hohen Kapitalzusammens etzung waren, 
bei denen also das in technischen Anlagen, Maschinen usw., an 
gelegte Kapital relativ besonders groß gewesen war. Unter solchen 
Verhältnissen muß das Streben herrschen, dieses Kapital voll aus 
nutzen zu können; bedeutet doch hier eine Verringerung des Absatzes 
ein verlustreiches Brachliegen großer Kapitalbeträge. Mit dem Ge 
sagten hängt es auch zusammen, daß von der Elektrizitätsindustrie 
in dieser Zeit manche Geschäfte mit der sicheren Aussicht auf Ver 
U Sehr. d. V. f. Sp‘. B. 107. S. 112,
	        
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