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räume ward gänzlich fallen gelassen, die Schule in einem Lokal zentralisiert,
während die Lehrfächer auf Geschichte, Gesetzeskunde, Naturgeschichte, Volks
wirtschaft und Redekunst beschränkt wurden. Der Lehrkursus ward auf
10 Stunden im Vierteljahr und das Anterrichtsgeld auf 1 Mk. für den
Kursus angesetzt.
Auf Grund dieses Programms, zu dem noch die Veranstaltung von
Vorträgen allgemeiner Natur, von Dichterabenden, Ausflügen usw. trat,
hat sich die Schule am Leben erhalten und schrittweise gehoben, so daß sie
allmählich ihren Lehrplan wieder erweitern und auch Kurse außerhalb ihres
Zentrallokals veranstalten konnte. Folgendes ihre Entwicklung seit der
Reorganisation:
Eintragung von Mitgliedern
Einnahme
männlich
weiblich
zusammen
Mk.
1. April 1898 bis 31.
März 1899
412
47
459
2790
1. „ 1899 „
31.
1900
456
82
538
3091
1. „ 1900 „
31.
n
1901
562
72
634
3048
1. „ 1901 „
31.
„
1902
622
72
694
3039
1. „ 1902 „
31.
rr
1903
672
79
751
3141
1. „ 1903 „
31.
fr
1904
688
76
764
2775
1. „ 1904 „
31.
1905
911
90
1001
3792
1. „ 1905 „
31.
„
1906
1189
93
1282
4207
Man sieht, die Mitgliederzahl ist
ununterbrochen
gestiegen.
Wenn die
Rubrik der Einnahmen noch längere Zeit ein anderes Bild zeigt, so rührt
dies daher, daß die Posten „Geschenke" und „Jahresbeiträge", d. h. die
Llnterstützungszuwendungen, die im ersten dieser acht Jahre noch über ein
Drittel der Gesamteinnahme ausmachen, von 1900/1901 ab schrittweise in
ihrem Betrag zurückgehen. Die Einnahmen aus den einfachen Mitglieder
beiträgen, aus Schul- und Bibliotheksgeld aber ergeben von Jahr zu Jahr
größere Summen, und im letzten Jahr machen die Zuwendungen noch nicht
den zwanzigsten Teil der Gesamteinnahmen aus; die Schule steht fast ganz
auf eigenen Füßen.
Die Lnterrichtskurse bestanden im letzten Quartal des Jahres 1905 in
Nationalökonomie, Naturerkenntnis, Geschichte, Gesetzeskunde, Rednerschule
und Nationalökonomie für Vorgeschrittene. Den Unterricht erteilten in
diesem Quartal M. Ä. Baege, Max Grunwald, S. Kahenstein und
Max Maurenbrecher. Von Lehrern, die in vorhergegangenen Jahren
Unterricht erteilt hatten, seien Ewald Vogtherr, Dr. Bruno Borchardt,
M. Großmann, Dr. Conrad Schmidt, Dr. Max Schütte, Dr. Rud.
Steiner genannt, und groß ist die Zahl derer, die in den freien Ver
sammlungen der Schule Vorträge hielten.
Ihr Lokal hat die Schule auch nach der Reorganisation noch wieder
holt wechseln müssen. Vom Jahre 1900 bis Ostern 1906 befand es sich
in den Räumen des Berliner Gewerkschastshauses, seit Oktober 1906 hat
die Schule, die nun größere Räume brauchte, als ihr im Gewerkschaftshaus
vermietet werden konnten, ihr Äauptlokal Grenadierstr. 37. Anträge an die
städtische Schuldeputation, ihr Schulräume der Stadt Berlin zur Ver
fügung zu stellen, sind stets abschlägig beschieden worden. Sie blieb auf
die Kraftquellen angewiesen, welche die sozialistische Bewegung selbst ent
wickelt, und ihre Geschichte ist ein weiteres Zeugnis von der großen
Entwickelungsfähigkeit dieser Quellen.