Ahlwardt-Löwe wegen angeblicher Lieferung unbrauchbarer Gewehre —
„Iudenflinten" — an den Staat, sowie die Bloßstellung des vorgenannten
Baare und anderer Kapitalisten wegen grandioser Steuerhinterziehungen und
allerhand Prozesse gegen Schwindclbanken und Bankenschwindel, der größte
davon der Prozeß des frommen Posbankiers Sanden und seiner Pelfer aus
Anlaß des Zusammenbruchs der Pommernbank. Ferner Prozesse wegen
grober Übergriffe von Polizei und Militär, wie die Erschießung von Leuten
aus dem Zivilstande durch Wachtposten (Prozeß Lück, 1892) oder betrunkene
Militärs (Fall Brüsewitz, 1899), die Prozesse Marschall von Bieberstein
gegen die Literaten Leckert-Lühow (1896) und den Polizeikommissar Tausch
(1897), welche die Amtriebe der politischen Polizei bismarckischer Zucht ans
Licht brachten, der Prozeß gegen den Verfasser des Romans „Aus einer
kleinen Garnison", der das Ränkespiel und die Ehebruchsbelustigungen von
Offizieren der Garnison Forbach schildert und die Kriecherei des Bürger
tums vor dem doppelten Tuch illustriert, sowie Enthüllungen über die schmäh
lichen Liebesdienste der preußischen Behörden gegenüber der zarischen Polizei,
über die Bespitzelung und Ausweisung von Russen und russischen Staats
angehörigen, über praktisch auf Auslieferung hinauslaufende Abschiebungen
von russischen Sozialisten, über die Ausweisung von Dänen aus Nordschleswig
und die sinnlosen Anternehmungen der preußischen Regierung zur gewalt
samen Germanisierung der polnischen Provinzen Preußens usw. usw. —
All das ward von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion in geeigneter
Form im Reichstag zur Sprache gebracht, verschiedenes aber außerdem in
Protestversammlnngen inr Lande gegeißelt, wobei Berlin sich stets seiner
Pflichten bewußt zeigte. Wir werden auf einige dieser Versammlungen
in anderem Zusammenhang zurückkommen, die sehr summarische Aufzählung
gibt aber ein Bild davon, wie wenig die fünfzehn Jahre nach der Ein-
scharmng des Sozialistengesetzes für die Sozialdemokratie Jahre politischen
Stillebens gewesen sind. —