Full text: Denkschrift betreffend die Neuregelung der handelspolitischen Beziehungen Deutschlands zu den Vereinigten Staaten von Amerika

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»Daß die Regelung unserer handelspolitischen Beziehungen 
zu den Vereinigten Staaten auf anderer Grundlage erfolgen 
müsse, als der Vertrag vom io. Juli 1900 geschaffen hat, darf 
als herrschende Ansicht der Interessenten unseres Bezirks 
bezeichnet werden Der Zustand, daß die Union uns 
zurzeit gegen unseren ganzen Konventionaltarif Tarifermäßigungen 
auf Wein, Weinstein, Spirituosen, Bildhauerarbeiten und Gemälde 
gewährt, wird als durchaus unangemessen empfunden 
Die Stimmung der Industriellen, die sich in dem Wunsche 
nach Reziprozität äußert, ist daher wohl begreiflich, und die 
Nachahmung des Beispiels durchaus erwünscht, welches 1898 
Frankreich, 1899 Portugal, 1900 Italien gab, indem sie mit den 
Vereinigten Staaten Tarifverträge abschlossen, in welchen Lei 
stung und Gegenleistung ganz genau bestimmt, aber keine all 
gemeine Meistbegünstigung enthalten war Wir glauben, 
daß es Amerika bei energischer Vertretung der deutschen For 
derungen nicht auf einen Zollkrieg ankommen lassen wird.« 
Die Handelskammer in Dresden befürwortet, 
»daß den Vereinigten Staaten die Meistbegünstigung in bis 
herigem, fast vollem Umfange nur dann gewährt werde, wenn 
sie einigermaßen gleichwertige Zugeständnisse gegenüber dem 
bisherigen Zustande machen«. 
Wir haben damit die Anschauung von vier 
Handelskammern wiedergegeben, deren Zeugnis 
um so wertvoller sein dürfte, als sie keinesfalls in 
dem Verdacht einer Antipathie und einer feind 
seligen Gesinnung gegenüber der Union stehen. 
Nur Ein Zeugnis wollen wir hier noch ein- 
fiigen. 
Ein am Export nach den Ver. Staaten stark 
beteiligter Bezirk ist die Amtshauptmannschaft in 
Annaberg (Sachsen). Der unserem Verein nahe 
stehende Chef der Verwaltung dieses Kreises hat 
eine Besprechung herbeigeführt, in der die am 
Export nach Amerika beteiligten größeren Firmen 
der Posamenten-, Knopf- und Strumpfwarenindu 
strie von Annaberg-Buchholz vertreten waren. 
Diese Besprechung ergab vollständige Über 
einstimmung aller Teilnehmer ohne Unter 
schied der Parteirichtung. Hier das Ergebnis 
derselben: 
1. Das bisherige Verhältnis in der Abwä 
gung der gegenseitigen Zugeständnisse ist unange 
messen. 
2. Wenn die Union nicht größere Zugeständ 
nisse macht als bisher, darf man ihr keinesfalls 
den ganzen Konventionaltarif gewähren, sondern 
nur einen Teil desselben, womöglich ihr noch 
weniger einräumen als ihr von Frankreich, 
Italien usw. eingeräumt wurde, (weil eben die 
amerikanischen Zugeständnisse für unsere Ausfuhr 
weniger Wert besitzen, als für die gedachten 
Länder). 
An Deutlichkeit läßt auch diese Äußerung 
eines an der Ausfuhr nach drüben hochinteressierten 
Bezirks nichts zu wünschen übrig. 
Und wir glauben, daß die erdrückende Mehr 
zahl der am Export nach den Ver. Staaten be 
teiligten Firmen den Voten von Hamburg, Frank 
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