Full text: Die deutsche Wirtschaft

Kommunale Wirtschaftsbetriebe. 219 
Die Frage ist, wieweit sie selbst von diesem Rechte Gebrauch 
machen wollen. Die Entwicklung hat ihnen hier von selbst den Weg 
gewiesen. Erst die Fortschritte der Technik und Industrie einerseits 
und das starke Wachstum der Städte andrerseits brachten in der 
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Probleme der Wasser- 
versorgung, der Gasversorgung, der Elektrizitätsversorgung, des 
Straßenbahnverkehrs und die hygienischen Probleme der Großstadt- 
bildung, Aus dieser Entwicklung selbst ergaben sich aber bald mit 
voller Klarheit die zwingenden Gründe für eine kommunale Betätigung 
auf diesem Gebiete, nicht überall zwar gleichmäßig und bestimmt, 
sondern örtlich verschieden und tastend, aber doch sich schließlich als 
allgemein anerkannte Normen für das Kommunalisierungsproblem 
durchsetzend und auch heute noch im wesentlichen geltend. Zwei Ge- 
sichtspunkte treten vor allem hervor: Einmal die Überzeugung, daß die 
Betriebe, welche sich auf der Benutzung der städtischen Straßen mit 
festen Leitungsnetzen aufbauten und daher die Bedeutung von Mo- 
nopolbetrieben hatten, dann, wenn es sich um absolut lebens- 
notwendige Dinge für die ganze Bevölkerung handelte, wie Wasser, 
Gas, Elektrizität, Straßenbahnen, nicht der privaten Wirtschaft mit 
ihrer lediglich privatwirtschaftlichen Geschäftsführung überlassen 
werden dürften, sondern daß eine den Bedürfnissen der Gesamtheit 
gerecht werdende, gleichmäßige Versorgung der Bevölkerung zu an- 
gemessenen Preisen nur durch die kommunale Betriebsführung, deren 
leitender Gesichtspunkt das Gemeinwohl ist, erreicht werden könne. 
Dazu kam als zweites, verwaltungspolitisch außerordentlich wichtiges 
Moment, daß die Kommunen auf dem wichtigsten Gebiet der kommu- 
nalen Selbstverwaltung, nämlich bei ihrer Siedlungspolitik, der 
freien Verfügung sowohl über das städtische Straßennetz wie über die 
Mittel zur Versorgung neu zu erschließender Stadtteile mit Wasser, 
Gas, Elektrizität, und über die zu schaffenden Verkehrsverbindungen 
bedürfen und darin nicht von privaten Unternehmungen mit ihren 
privaten Interessen abhängig sein dürfen, Wasser, Gas, Elektrizität, 
Straßenbahn, selbstverständlich auch Kanalisation, ergaben sich aus 
diesen beiden Gründen zwingend als erste Domäne kommunaler 
Tätigkeit, 
Eine weitere große Gruppe kommunaler Betriebe stellte sodann 
das Gebiet der öffentlichen Gesundheitspflege: Fäkalabfuhr, 
Müllabfuhr, Straßenreinigung, Schlachthöfe, Markthallen, Milchkühe, 
Krankenhäuser. 
Um diese beiden, mehr oder weniger in allen Städten wieder- 
kehrenden Stammgruppen schlossen sich in buntem Wechsel, je nach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.