Materialwirtschaft im Malerhandwerk
Von Dipl.-Ing, H, Meeß, Karlsruhe
Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man annehmen, daß das
Malergewerbe aus den Rationalisierungsbestrebungen im Handwerk
am wenigsten Nutzen ziehen könnte, Es kommen ja im Malergewerbe
die für die Wirtschaftlichkeit der meisten anderen Handwerks-
betriebe so wichtigen maschinentechnischen Gesichtspunkte {fast
ganz in Wegfall, ebenso spielt die Werkstätteneinrichtung eine ver-
hältnismäßig geringe Rolle, da die meisten Arbeiten des Malers
außerhalb der Werkstatt ausgeführt werden müssen. Dafür ist aber
im Malerhandwerk neben rein organisatorischen Fragen die Bearbei-
tung aller Materialfragen von um so größerer Bedeutung, Die Mate-
rialprüfung, also die Untersuchung von Farben, Firnis usw. mit ein-
fachen Hilfsmitteln, ist ja an dieser Stelle schon mehrfach behandelt
worden, Dies ist jedoch nur ein Teil des Arbeitsgebietes, das unter
dem Namen ‚„Materialwirtschaft” zusammengefaßt werden kann.
Denn es kommt nicht allein darauf an, daß ein an sich einwandfreies
Material zur Verarbeitung kommt, sondern es ist ebenso wichtig, daß
man mit einem guten Material eine möglichst große Leistung erzielt,
d.h. also, mit Überlegung sparsam vorgeht, natürlich ohne dabei die
Qualität der Leistung herunterzusetzen, Gerade im Malerhandwerk
sollte der Meister in bezug auf seine Farben, Firnisse usw. von dem
Grundsatze ausgehen, daß das Beste gerade gut genug ist. Denn die
Erfahrung zeigt ihm, daß bei fast allen größeren Anstricharbeiten,
also Fassaden, Rostschutzanstrich von Brücken usw., selbst wenn er
nur bestes Material verwendet, die Kosten für streichfertige Farben
nur einen recht kleinen Prozentsatz der Gesamtkosten ausmachen.
Eine Verarbeitung minderwertiger, also nur wenig haltbarer An-
strichmittel, wäre hier durchaus unwirtschaftlich im Hinblick darauf,
daß die weit größeren Kosten für Arbeitslöhne, Gerüste usw. natür-
lich dieselben bleiben. Aber auch direkt im Verbrauch an streich-
fertiger Farbe wirkt sich die Verwendung der besten Farben, auch
wenn sie im Ankauf etwas teurer sind, oft als eine Ersparnis aus.
Jeder Maler weiß, daß die billigen Verschnittsorten auch ihre Nach-
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