Full text: Wirtschaftsgeschichte der deutschen Kolonien

Zweiter Abschnitt. Die einzelnen Schutzgebiete und ihre Entwicklunug 
Hamburg nach Tanga, Daressalam, Lindi bis 
nach Delagoa-Bay, doch wurden bei Ablauf des 
Subventionsvertrages (Ende 1900) erst drei— 
wöchentliche, dann vierzehntägige Fahrien ein— 
geführt, die sich bis Pori Natal ausdehnten. Am 
i. April 1901 trat ein neuer Subventionsvertrag 
in Kraft. Seit dieser Zeit sind die Verbindungen 
bedeutend verbessert und erweitert worden. Bis 
zum Kriege fanden geschlossene Rundfahrten um 
Afrika statt, und zwar eine westliche und eine 
östliche Rundfahrt in vierzehntägigen Z8wischen⸗ 
räumen. Als Nebenlinie bestand eine subvenlions⸗ 
lose Verbindung zwischen Bombay und den Ost⸗ 
und Südostpläßen Afrikas mit Anschluß an die 
Hauptdampfer. Insgesamt hatte die Ostafrika— 
Linie 23 Schiffe, darunter zehn Doppelschrauben⸗ 
dampfer, zur Verfügung 
Sämtliche an der Afrikaschiffahrt beteiligten 
deutschen Linien hatten eine Betriebsgemeinschaft: 
seit 1900 die Woermann-Linie und die Hapag, 
denen sich im Frühjahr 1907 auch die beiden 
andexen Linien anschlossen. 
Über den Schiffsverkehr in unseren afrika— 
nischen Häfen im Jahre 1912 geben die amt— 
lichen Jahresberichte, Die Schutzgebiete in Afrika 
und der Südsee 1912/13* erschöpfende Aus— 
kunft. Demnach wurde Deutsch-Ostafrika ange— 
laufen von 558 Dampfern unter deutscher Flagge 
mit insgesamt 1771997 Registertonnen. Die 
entsprechenden Zahlen für Kamerun sind 1912: 
254 Dampfer und 1254250 Registertonnen. 
Togo (Lome) wurde 1912 von 176 Dampfern 
mit 414751 Registertonnen besucht. Die deulsch— 
südwestafrikanischen Häfen liefen an 1912: 
368 Dampfer mit 1378929 Registertonnen. 
Unsere Südseebesitzungen standen durch 
zwei Zweiglinien des Norddeutschen Lloyd, der 
Austral⸗Japane und der Singapore-Rabaul— 
Sidney-Linie, mit dem Mutterlande in Ver—⸗ 
bindung. Bis 1894 waren die Marshallinseln, 
die Karolinen und Mariannen auf den Verkehr 
der gelegentlichen Handelsschiffe, die nach San 
Franzisko, den australischen Häfen, nach Hongkong 
und auch nach den europäischen Häfen, besonders 
Marseille und Liverpool, verkehrten, angewiesen. 
Im Herbst 1894 stellte die Jaluitgesellschaft einen 
Dampfer in Dienst, der den Anschluß an die 
Ponape auf den Ost-Karolinen anlaufenden 
spanischen und französischen Postdampferlinien 
herstellte und zugleich den Lokalverkehr zwischen 
den einzelnen Inselgruppen vermittelte. Der 
Verkehr wurde später nach den Palauinseln aus— 
gedehnt. Im Januar 1902 wurde der Gesell⸗ 
schafi die Beförderung der Post übertragen unter 
der Bedingung, daß sie ihren Dampferverkehr bis 
nach Sidney ausdehne. Inzwischen ließ der 
Norddeutsche Lloyd feit Juli 1900 seine Schiffe 
der Austral-Japan-Linie die Valauinseln und 
Jap anlaufen. Da diese Plätze wiederum durch 
ie Dampfer der Jaluitgesellschaft mit den übrigen 
Inselgruppen, den Marianen, Ost-Karolinen und 
Hearshallinseln in Verbindung standen, so war 
Anfang 1902 eine doppelte Schiffsverbindung mit 
dem Mutterlande hergestellt. 
Mit besonderen Schwierigkeiten war die Ent— 
vicklung der Schiffahrt in dem Neu⸗Guineg⸗— 
Zchutzgebiet verknüpfl. Sie lag anfangs in 
Zänden der British India Steam Navigation Co., 
sing später über an die Holländische Stoomvaart 
Maatschappij „Nederland“ und schließlich an die 
leichfalls holländische „Sunda- Linie“. An— 
chlußhafen war zuerst Cooktown in Australien, 
päter Soerabaja auf Java. Den Anschluß ver⸗ 
nitiselten die Dampfer der Neu-Guinea-Com— 
»agnie. Am 20. März 1893 kam ein Sub— 
»entionsvertrag mit dem Norddeutschen Lloyd 
zustande, wodurch eine Linie Singapore⸗Neu⸗— 
Buinea und damit eine regelmäßige Verbindung 
wischen Singapore über Batavia nach der Nord- 
üste von Neu⸗Guinea und dem Bismarck-Archipel 
zeschaffen wurde. Die Compagnie wurde be— 
zeutend entlastet und hatte nur für den Lokal⸗ 
derkehr zu sorgen. 1900 wurde die Lloyd-Linie 
dis Sidney verlängert. Den Zubringerdienst 
»on den übrigen Inselgruppen übernahm die 
Jaluitgesellschaft. 
Das Südseeschutzgebiet wurde besucht im Jahre 
1912 von 606 Tampfern unter deutscher Flagge 
nit insgesamt 600011 Registertonnen. 
Ohne direkte deutsche Schiffsverbindung mit 
»em Mutterlande blieb Samoa. Der gesamte 
Verkehr wurde von Dampfern unter englischer 
Flagge (86 im Jahre 1912 mit 77240 Register⸗ 
'onnen) bewältigt. 
Kiautschou stand durch eine Zweiglinie 
Schanghai⸗Tsingtau der Hamburg-Amerika-Linie 
nit dem Mutterlande in Verbindung. Bei UÜber⸗ 
iahme der Pachtung 1897 bestand eine Schiffs⸗ 
»erbindung überhaupt nicht. Der Norddeutsche 
2loyd ließ seine Schiffe nur bis Schanghai laufen. 
den ersten Verkehr mit dem neuen Schutzgebiet 
ibernahm die Apenrader Reederei M. Jebsen, 
ie wöchentlich 152 mal Dampfer von Schanghai 
xpedierte. 1901 übernahm die Hamburg— 
Amerika-Linie den gesamten Dampferpark der 
etzt Diedrichsen, Jebsen u. Co. lautenden Firma 
mid setzte den Dampferdienst zwischen den ge⸗— 
iannten Häfen fort. Bis zum Kriege ging regel⸗ 
näßig an jedem Mittwoch und Sonnabend ein 
Dampfer von Schanghai nach Tsingtau. Auf er— 
»em schickte die Gesellschaft alle vier Wochen 
inen Dampfer von Hongkong nach der Kiautschon⸗ 
zucht und weiter nach Nagasaki und Wladiwonock. 
258 deutsche Tampfer liefen im Jahre 19812 
Tsingtau an gegen 234 im Jahre 1911.
	        
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