III. Die Zweige des deutschen Buchhandels.
„Adreßbuchs der Antiquare Deutschlands und des gesamten Aus-
lands, mit selbstbiographischen Beiträgen bedeutender Antiquare“,
das 1926 im Verlag von Straubing & Müller (Inh. Rich. Matthias) in
Weimar erschienen ist,
Besonders aufnahmefähig für wissenchaftliche Antiquaria aller
Art sind die Vereinigten Staaten von Amerika, deren Universitäten
vielfach erst in neueren: Zeiten den Grundstock für ihre Bibliotheken
legten, und die über reiche Mittel für die Vervollständigung ihrer
Bücherbestände verfügen.
Die Einzelangebote und -gesuche des Antiquariats werden im
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel veröffentlicht. Wenn
auch die führenden Firmen des wissenschaftlichen Antiquariats sich
ausschließlich diesem widmen, so finden wir doch vielfach auch
Antiquariate in Verbindung mit dem Sortiment. Der Sortimentsbuch-
handel verbreitet zahlreiche Antiquariatskataloge innerhalb seiner
Kundschaft und nimmt Aufträge entgegen, die gegen eine Provision,
die vom Antiquariat gewährt wird, erledigt werden.
Für den Mitarbeiter des Antiquariats, der dessen Anforderungen
in wissenschaftlicher Hinsicht Genüge leisten will, ist das Reife-
zeugnis eines humanistischen Gymnasiums, das die beste Vorbildung
hierfür gewährt, wünschenswert. Lateinische, griechische und hebrä-
ische Sprachkenntnisse sind neben der Kenntnis lebender Sprachen
je nach dem besonders gepflegten Zweig des Geschäfts Haupt-
erfordernis, um die zu bearbeitenden Bücher für die Katalogisierung
auf ihren Inhalt prüfen zu können. Für Altphilologen, aber auch für
Juristen, Theologen, Mediziner usw. ist hier ein Betätigungsfeld
gegeben; doch ist nicht außer acht zu lassen, daß nur verhältnis-
mäßig wenige Antiquariate bestehen, besonders in Frankfurt a. M.,
Leipzig, Berlin u. a. O., die dem Wissenschafter angemessen be-
zahlte Stellen bieten können.
Die Begründung der Selbständigkeit ist im Antiquariatsbuchhandel
von beträchtlichen Barmitteln abhängig, die neben guter wissen-
schaftlicher und fachlicher Bildung hier besonders ins Gewicht fallen.
Weiche Riesenwerte in den Lagern der großen Antiquare fest-
gelegt sind, kann man nach den Preisen in den von ihnen ausgee
gebenen Katalogen schätzungsweise ‚ermessen. Ein Einzelobjekt kostet
häufig genug schon ein Vermögen. Einkauf und Abschätzung einer
Bibliothek erfordern große Sachkenntnis, die nur in langjähriger
Berufstätigkeit erworben werden. kann. Ebenso schwierig ist die
richtige Preisfestsetzung für die Lagerartikel bei Aufstellung der
Kataloge. Dem Antiquar steht hierfür eine umfangreiche Literatur
zur Verfügung. Über den Literaturreichtum auf bibliographischem
Gebiet unterrichtet man sich am besten auch heute noch durch
Petzholdts Bibliotheca bibliographica, eine 939 Großoktavseiten
starke Bibliographie der Bibliographien, aus dem Jahre 1866. Wohl
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