118 ERSTER TEIL: GEOGRAPHISCHE GÜTERLEHRE
unter der Deutschlands stand, die unbestrittene Führung, sie lieferten
von der Gesamterzeugung im Jahre 1927 allein 42,5%. An zweiter Stelle
stehen England mit 20,6% und Deutschland mit 11%. Erst in
weitem Abstand folgen den drei Großproduzenten Frankreich (4%),
Polen (2,4 %), Belgien, Rußland, die Tschechoslowakei und andere Staaten,
In Asien sind Japan, Britisch-Indien und China die Haupterzeuger
der Steinkohle. Den Reichtum der Kohlenlager Nordchinas scheint
man nach neueren Forschungen früher etwas überschätzt zu haben.
Aber doch dürften sie künftig zusammen mit denen in der Mandschurei
zu den wichtigsten Kohlenförderstätten der Erde zählen. Auch Kanada,
dessen Anteil an der Ge-
samterzeugung vorläufig ver- aaa —
schwindend klein ist (weni- %°%- - i
ger als 1%), birgt noch un- 550
geheuere Schätze.
Für die Braunkohlen- *“
, erzeugung, die ein knappes **
- Sechstel der Weltsteinkohlen-
förderung ausmacht, kommt
gegenwärtig fast ausschließ-
lich der europäische Kon-
tinent in Betracht. Außer
ihm liefern nur Nordamerika
und Neuseeland ganz un-
beträchtliche Mengen. War
Deutschland schon vor dem
Kriege der erste Erzeuger an
Braunkohle, so mußte es nach
diesem die Förderung dieser
Kohle noch wesentlich stei-
gern (Abb. 98), um die durch
die Bestimmungen des Ver-
sailler Vertrages erlittenen Verluste an Steinkohle einigermaßen aus-
zugleichen. Auch nachdem die Steinkohlenförderung wieder erheb-
liche Fortschritte gemacht hatte, steigerte sich die Gewinnung an
Braunkohle weiter, denn ihre wirtschaftliche Bedeutung, die nicht
nur auf der Verwendung als Brennmaterial, sondern auch auf der viel-
seitigen Verarbeitung in der chemischen Industrie beruht, ist in stän-
diger Zunahme begriffen. So förderten wir 1927 mehr als drei Viertel
(79%) der gesamten Weltausbeute an Braunkohle. Seitdem es mittels
des Wechselstromes möglich ist, die elektrische Kraft auf beinahe be-
liebige Entfernungen ohne wesentliche Verluste zu übertragen, wurden
in der Nähe der Braunkohlenlager vielfach große elektrische Kraft-
anlagen erbaut, die in Fernleitungen Stadt und Land, Haus und
Fabrik mit Licht und Kraft versorgen. Nachdem die Verflüssigung
der Kohle gelungen ist, erschließt sich gerade der Braunkohle ein
neues Verwendungsfeld von weittragender Bedeutung. Sie ist damit
berufen, viele ölarme Länder aus ihrer Abhängigkeit von den großen
Petroleumerzeugern zu befreien.