Full text: Der Weltmarkt 1913 und heute

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Vorzugszölle 
Als zweitbedeutsamster Fall des seit dem Kriege gesteigerten 
zolltariflichen Protektionismus ist ein Komplex von Ländern zu 
nennen. Nämlich: die britischen Dominions und Kolonien, 
Die zusammengefaßte Behandlung dieser, wenn auch räumlich 
weit voneinander getrennten und, wie wir bereits sahen, in den Vor- 
bedingungen gesteigerter Selbstversorgung durchaus verschieden ge- 
stalteten Staaten, ergibt sich daraus, daß ihnen allen das Ziel stär- 
kerer Schutzzollpolitik nach dem Kriege gemeinsam ist, ebenso wie 
sie fast alle die Bevorzugung des Einfuhrhandels aus dem Mutter- 
jande in ihren Zolltarif eingefügt haben. Berücksichtigt man das 
letzgenannte Moment als ein Symptom „all-britischer Selbstversor- 
gung“, das heißt, wäre man geneigt, die Selbstversorgungsaktion 
innerhalb des ganzen britischen Reiches der arbeitsteiligen Verwelt- 
wirtschaftlichung gegenüberzustellen, so müßte gerade das Vorhan- 
densein der Vorzugszölle den allgemeinen Eindruck der Selbstver- 
sorgungszunahme in der Welt noch verstärken. Allein, diese Auf- 
fassung erscheint nicht angebracht. Die „preferential duties‘“ ver- 
stärken wohl, wenn man Mutterland und Kolonien als einen Wirt- 
schaftskomplex zusammenfaßt, das Bild der Absperrung gegenüber 
dritten Staaten. Aber sie erscheinen erstens nicht wesentlich genug, 
um etwa durch nichtmutterländische Einfuhren die Versorgung der 
Kolonialgebiete zu verdrängen oder die koloniale Versorgung aus 
England über ihr schon von Natur gegebenes Maß erheblich zu stei- 
gern. Zweitens steht gewöhnlich der präferentiellen Behandlung des 
Mutterlandes eine Erhöhung der Allgemeinsätze des neuen Zolltarifs 
gegenüber, welche die Vorzugssätze immer noch absolut betrachtet 
über das bisherige Maß erhöht, damit also den Einfuhrhandel aus 
England in den meisten Fällen eher schädigt als günstiger stellt. 
Zum ersten Punkt seien folgende Ziffern gegeben. Es betrug der 
prozentuale Anteil der Dominions und Kolonien (exklusive Irischer 
Freistaat) an der Ausfuhr Englands:"7) 
77) Seltsamerweise kommt der Bericht über „Überseemärkte“ auf 
S. 24 zu einem anderen Ergebnis. Gerade im Hinblick auf die obigen 
Ziffern glaubt er einen „beträchtlichen Vorteil“ der Präferenzierung 
für England konstatieren zu müssen. Der Irrtum liegt darin, daß der 
sonst so vorsichtige Ausschußbericht die Ziffern für den Irischen Frei- 
staat im Jahre 1923 mitgerechnet hat, anstatt sie von denjenigen des
	        
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