88 Fünftes Kapitel. Das griechisch-orientalische Wirtschaftssystem.
Afrikas angelegt, die sowohl als Stationen dem Handel mit dem
Innern als auch dem Seehandel dienen sollten und zur Römer
zeit für die Arabien- und Jndienfahrer von großer Bedeutung
wurden (S. 126).
Da die Ptolemäer im Gegensatz zu Alexander an die Helleni-
sierung Ägyptens und nicht an eine Verschmelzung der Orientalen
mit den Griechen dachten, blieb ihnen nichts anderes übrig, als
sich auf ein straff organisiertes Beamtenheer und die Armee zu
stützen. Die Ptolemäer siedelten ihre Truppen zum Teil in
Ägypten, meist auf bereits bebautem Boden, an und vermieden
so die Gefahr, daß die entlassenen Truppenmassen, zu Räuber
banden vereinigt, weite Landstrecken unsicher machten (Diodor
XVII, 111) oder sofort zum Gegner übergingen. In Kriegszeiten
konnten große Mengen von Söldnern mit Hilfe der Söldnermärkte
zusammengebracht werden, die es in großer Zahl im Bereich des
Ägäischen Meeres gab (Polybius V, 63.). Unter diesen Söldnern
fand man Athener, Böoter, Spartaner, Arkader, Achäer und Thessaler,
auch Thrazier, Syrakusaner, Pamphyler und Galater (Pausanias,
Beschreibung von Griechenland I, 7). Die Soldtruppen wurden
meist auf den auswärtigen Posten verwendet sowie zum Schutze
der oben erwähnten Handelsfaktoreien (S.87) oder um z.B. Elephan
tenjagden zu sichern (Strabo XVI, 4). Im zweiten Jahrhundert,
als Syrien bereits Ägypten bedrohte und die Römer intervenierten
(S. 97), erhielten nicht nur die ausgedienten Soldaten Land an
gewiesen, sondern, was vorher nur gelegentlich geschah, wie zur
Pharaonenzeit, auch die im Dienst befindlichen. All das trug dazu
bei, ein immer wüsteres Völkerchaos in Ägypten zu schaffen (S. 82),
aus dem dann später die ägyptischen Legionen der Römer gebildet
wurden.
Die Aufstellung großer Heere, die Förderung von Handel und
Verkehr machten eine ausgedehnte Finanzverwaltung not
wendig, die zum Teil an alte naturalwirtschaftliche Traditionen
anknüpfen konnte. Alexander übergab die ägyptische Finanzver
waltung dem Kleomenes, der den einzelnen Distrikten eine gewisse
Autonomie lassen sollte (Arrian, Anabasis III, 5). Kleomenes
scheint den Getreidehandel, soweit man aus den Berichten der
pseudoaristotelischen Wirtschaftslehre entnehmen kann, derart zen
tralisiert zu haben, daß er die Marktverhältnisse auf dem Mittel-
meere zugunsten der Staatskasse und der Ägypter ausnutzte. So
rief er eine Stauung des Getreides in Ägypten hervor, wodurch