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man immer eine — nicht etwa immer eine strafbare —
Täuschung sehen. Wer nun hierin nicht fehlt, der will doch
auch nicht unter dem Verdacht leiden. Dieses Verlangen haben
mit Recht alle norddeutschen Brauereien, die sich frei fühlen
von Schuld und Fehl, und das kann man ihnen wahrhaftig
nicht verdenken.
Nun könnte man trotzdem weiter annehmen, daß die
norddeutsche Großbrauerei durch das Verbot Vorteile suchte
bei der Bekämpfung der Kleinbranerei, da die letztere dann
durch Neuanlagen Opfer bringen muß. Das könnte ihr Ver
legenheiten bereiten. Dies wäre aber nur sehr unklug
gedacht. Surrogat bleibt Surrogat, der Ersatz ist nur ein
sehr schlechter, auf die Dauer hält er nicht vor. Verbessern
deshalb die kleinen Brauereien ihre Anlagen, befreien sie sich
von den Surrogaten, so werden sie nur um so bedenklichere
Gegner. Sie werden durch die zu bringenden Opfer unter
gehen, könnte man sagen. Auch hiermit zu rechnen, wäre
sehr unklug. Soll die Kleinbranerei aufgehoben werden, so gibt
es den viel einfacheren Weg des Ankaufes. Man kann fast
sagen! käuflich ist heutzutage alles und zu recht günstigen
Bedingungen. Die Großbrauerei kann ja nicht ganz absehen
von Ankäufen, aber diese Sache ist schon seit Jahren in ein
ganz anderes und viel ruhigeres Tempo gekommen. Jetzt
belebt sich der Markt ja wieder. Aus Furcht vor der neuen
Steuer steigert sich das Angebot. Der Magen ist jedoch schon
überladen, das Angebot findet nur vorsichtige Berücksichtigung.
In den letzten Jahren sind eine Reihe von Brauerei-
vereinigungen gebildet worden. Ein hauptsächlicher Zweck
derselben war, solche Ankäufe nicht nur nicht zu fördern,
sondern sie möglichst abzuhalten.
Man könnte weiter sagen, dann wollen die Großen
die Kleinen eben von selbst dem Untergang entgegen
treiben, um nachher freiere Bahn zu haben. Das wäre jedoch
das allerunklügste. Ganz kleine Brauereien mit einen: Aus
stöße von nur einigen hundert Hektolitern scheiden da zunächst
aus, das sind nur Schankstätten. Geht dagegen der derzeitige
Besitzer besserer und verbesserter Anlagen, mit welchen wirklich
zu rechnen ist, unter, so geht damit der betreffende Betrieb
noch lange nicht ein. Dazu sind selbst diese Anlagen zu kost
spielig. Dann gehen diese Anlagen nur zu Spottpreisen in
andere Hände über, und nun werden sie erst wirklich zu be
denklicher Konkurrenz. Solche Anlagen haben nur Wert, so
lange sie im Betrieb bleiben. Sonst hätte ihre kostspielige
Einrichtung nur den Wert von alten: Eisen und Kupfer.
Für größere Brauereien sind diese Einrichtungen vollkommen
unbrauchbar und bannt wertlos, auch für sie sind sie nur
altes Eisen.