Full text: Acht Gutachten über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe

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gehilfen in sozialpolitischen und politischen Fragen haben offen 
bar in der übermäßigen Arbeitszeit, die auch den Sonntag ergreift, 
ihren Ursprung. Man würde sonst die gleiche Teilnahme für die 
öffentlichen Angelegenheiten bei ihnen finden, wie unter den anderen 
Ständen. Daß die in der Industrie vorhandene günstige Arbeits 
zeit den Arbeitern die nötige Muße zu ihrer politischen Schulung 
gibt, die lange Arbeitszeit sie aber dem Handlungsgehilfen ver 
sagt, braucht nicht ausgeführt zu werden. 
Sozialpolitisch und wirtschaftlich ist es von allerhöchster Be 
deutung, daß zwischen das Unternehmertum und den Stand der 
manuellen Arbeiter vermittelnd der der geistigen Arbeiter, der 
Privatangestellten, insbesondere der Handlungsgehilfen, sich ein 
füge; aber auch vom nationalen Standpunkte aus wäre dies ein 
hoher Gewinn, weil die Privatangestellten, insbesondere die Hand 
lungsgehilfen in ihrer überwältigenden Mehrheit auf dem Boden 
der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung stehen. 
Das Reich vertritt sein eigenes Interesse, wenn es sich vom 
nationalen und wirtschaftlichen Standpunkt ans durch eine ziel 
bewußte Sozialpolitik einen tüchtigen, zufriedenen Stand der 
Handels- und Privatangestellten schafft. Zu einer zielbewußten 
Sozialpolitik gehört aber vor allem die Durchführung der Sonn 
tagsruhe. 
Die Ungerechtigkeit, die in der Sonntagsarbeit im Handels 
gewerbe liegt, wird in den Kreisen des Kaufmannstandes bitter 
empfunden. Der Fabrikarbeiterstand, der Beamtenstand, der Lehrer 
stand haben volle Sonntagsruhe, und wir gönnen sie diesen 
Ständen von Herzen. Tief bedauerlich aber ist es, daß gerade 
der Kaufmannsstand, der mit am meisten den rastlosen Betrieb 
der Neuzeit in seiner Tätigkeit empfindet, hie Sonntagsruhe ent 
behren muß. 
Sicher ist dieser mangelhafte Zustand der Gesetzgebung und 
Verwaltung nicht im Sinne der Hochschätzung und der wohl 
wollenden Fürsorge, die sich in den kaiserlichen Erlassen be 
kundet hat.
	        
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