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Rohstoffe und Erzeugnisse der Spiritusfabrikation,
Nur Obst-, Bier- und Weinessig enthalten nennenswerte Mengen Extrakt und
Mineralstoffe; der Branntweinessig ist fast frei davon.
Die Mineralstoffe werden wie üblich auf Phosphorsäure, Kali und Kalk
untersucht.
3. Bestimmung des Essigsäuregehalts. 10 ccm Essig werden mit der gleichen
Menge Wasser verdünnt und unter Zusatz von Phenolphthalein als Indikator mit
Normal-Alkali (oder besser mit Normal-Ammoniak) in üblicher Weise titriert.
1 ccm Normal-Alkali = 0,060 g Essigsäure. Oder 1 Gewichtsteil Schwefel
säure = 1,5 Gewichtsteile Essigsäure.
Zur Umrechnung der auf solche Weise gefundenen g Essigsäure in 100 ccm auf
Gewichtsprozente muß man das spezifische Gewicht des Essigs kennen; ist das
selbe = s und die Anzahl der verbrauchten Kubikzentimeter Normal-Alkali = n, so
findet man bei Anwendung von 10 ccm Essig die Gewichtsprozente = p nach der Formel:
oder man dividiert die für 100 ccm Essig gefundene Menge Essigsäure durch das
spezifische Gewicht des Essigs.
Bei stark gefärbten Essigen muß man die Titration nach dem Tüpfel-
verfahren mit Lackmus- (oder auch Kongorot- 1 )) Papier ausführen. Auch kann
man nach R. Fresenius, zumal wenn gleichzeitig empyreumatische Stoffe und
freie Mineralsäuren vorhanden sind, abgemessene Mengen Essig, dessen spezifisches
Gewicht bekannt ist, mit Kalium- oder Natriumkarbonat oder Barytwasser neutra
lisieren, im Wasserbade unter Zusatz von Phosphorsäure und unter Einleiten von
Wasserdampf destillieren, das Destillat in einer genügenden abgemessenen Menge
Normal-Alkali auffangen und den Uberschuß des letzteren zurüoktitrieren.
Alex. Müller hat vorgeschlagen, bei stark gefärbten Essigen eine abgewogene
Menge in einen Glaskolben mit doppelt durchbohrtem Pfropfen — durch dessen eine
Öffnung eine Trichterröhre bis auf den Boden und durch dessen andere Öffnung
ein knieförmiges, gebogenes Ableitungsrohr zu einem vorgelegten Kühler führt —
zu bringen, reinste Chlorammonium-Lösung zuzugeben, alsdann zu erwärmen, indem
man durch das Trichterrohr eine abgemessene Menge Normal-Alkali einfließen läßt.
Es wird eine dem von der vorhandenen Menge Essigsäure nicht gebundenen Normal-
Alkali äquivalente Menge Ammoniak frei, welche durch Titration des Destillats be
stimmt werden kann.
Fernere Verfahren zur Bestimmung der Essigsäure bestehen darin, daß man
in einem Kohlensäure-Bestimmungsapparat die Menge der von einer gewogenen
Menge Essig aus Alkalikarbonaten ausgetriebenen Kohlensäure quantitativ fest
stellt und hieraus den Gehalt an Essigsäure berechnet (1 g Kohlensäure = 2,778 g
Essigsäure).
Oder man bringt eine abgewogene Menge von Calciumkarbonat mit einer ge
wogenen Menge Essig zusammen, erwärmt, filtriert und wägt den ungelöst ge
bliebenen Teil des Calciumkarbonats zurück (1 g gelöstes Calciurakarbonat = 1,200 g
Essigsäure).
Das Ottosche Acetometer ist eine kalibrierte Röhre, in welche man bis
zu einem gewissen Teilstrich Lackmuslösung, sowie ein bestimmtes Volumen des
zu prüfenden Essigs gibt, alsdann unter öfterem Umschütteln so viel Normal-Alkali
1 ) Das Kongorot wird von der Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation in Berlin
hergestellt.