Full text: Die Entwicklung der deutschen Portland-Zement-Industrie ...

36 Die Entwicklung der deutschen Portland-Zementindustrie usw. 
doch tritt hier an deren Stelle die ausländische. Es war also 
nötig, daß eine Organisation vorhanden war, die den Markt über 
blicken konnte, die Produktion dem Bedarfe anpaßte und die 
Preise nicht nur nach unten sondern auch nach oben regelte, 
damit kein zu großer Anreiz zu Neugründungen und Vergröße 
rungen gegeben würde. Es war ferner nötig, daß die einzelnen 
Gruppen einschließlich des Auslandes Verträge miteinander ab 
schlossen. Die Lage der deutschen Portland-Zementindustrie ist 
seit der Jahrhundertwende daher stets abhängig vom Stande der 
Kartellierung. Ein allgemeines deutsches Kartell war damals 
und ist auch heute nicht gut denkbar, weil die Verhältnisse in 
den verschiedenen Gegenden allzu verschieden sind. Es ist zu 
schwer, so viele Interessenten unter einen Hut zu bringen. 
Wenn z. B. in dem einen Gebiete der Bedarf groß, in dem 
anderen klein ist, so müßte man des Ausgleichs halber Zement 
aus dem letzteren in das erstere verkaufen, was höhere Fracht 
kosten verursachen würde, oder man müßte durch Geld aus- 
gleichen; auch müßten Preisunterschiede in den einzelnen Ge 
bieten ausgeglichen werden. All das würde große Schwierig 
keiten mit sich bringen, mit denen schon das nordwest-mittel- 
deutsche Syndikat zu kämpfen hatte. Außerdem liegt kein Grund 
vor, weshalb z. B. die schlesischen Werke unter einer schlechten 
Geschäftslage in Hannover leiden sollen. Werden jedoch Absatz 
und Preise nicht ausgeglichen, dann wirkt ein allgemeines deut 
sches Kartell auch nicht anders als Gruppenkartelle, die durch 
Verträge miteinander verbunden sind. 
Bei der großen Bedeutung, die die Kartellierung für die Ent 
wicklung der deutschen Zementindustrie im 20. Jahrhundert ge 
habt hat, und bei dem hohen Grade, in dem die Wirkungen der 
Kartell Verträge durch ihre Form beeinflußt worden sind, dürfte 
es von Interesse sein, diese zunächst einmal näher zu betrachten.
	        
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