man durch Geset oder Gebot den Lohnstandard, die Lebenshöhe
einer lohn- und gehaltsempfangenden Klasse erhöhen kann.
Der Ausgang war: man erhöhte nur den Nominallohn, die
Geldziffer; dagegen der Reallohn, der Inhalt wurde immer
dürftiger. Die Summe aller Reallöhne ist gleich dem vorhande-
nen Sozialprodukt; dieses hängt ab von der Leistung eines Volkes,
von dem, was jeder einzelne vorher durch Arbeit in den Feld-
kessel hineingetan hat. Tut das Volk immer weniger hinein,
oder wird durch Korruption oder durch Tribut ein Teil des Hinein-
getanen entwendet, so sinkt die Währung, so sinkt der Inhalt des
Reallohnes. Jeder erhält weniger für sein Gehalt.
Es gibt nichts Fürchterlicheres für diesen Stand als eine sinkende
Währung. Sintt sie langsam ~ so heißt es Teuerung; sinkt sie
schneller ~ so heißt es Geldentwertung. Wir haben die Zeiten
durchgemacht, wo man des Mittags mit seinem Lohn rennen
mußte, weil des Abends die Preise schon wieder gestiegen
waren. „Es gibt kein besseres Mittel, um den Acker des reichen
Mannes zu düngen mit dem Schweiß des armen, als die Verände-
rung im Wert des Geldes“, sagt ein Forscher. Die Arbeit gibt schließ-
lichihre Leistung fastumsonst her. Außerdemgibt es keinen Zustand,
der so allgemein alle Ehrlichkeit, Treue, Sittlichkeit in kurzer Zeit
aufzulösen imstande ist, wie der der progressiven Währungs-
schwindsucht.
Das Geld oder die Währung hat aber noch eine andere Auf-
gabe. Wir brauchen etwas Wertbesständiges, um die Leistung,
die wir heute noch schaffen können, weil wir noch jung und gesund
sind, aufzubewahren für die Zeit des Alters, für die Ausstattung
der Kinder. Daher Währung = Bewahrung. Ein ssinkendes
Geld betrügt uns um die Frucht unserer Arbeit und um die
Sicherheit unseres Alters. Auch das haben wir erprobt; es graut
uns davor, es noch einmal durchzumachen. Das große Experiment
der Zerstörung wirkt nach. Das Volk selbst wird nicht noch einmal
in die Versuchung fallen, die Währung durch künstliche Erhöhung
der Nominallöhne zu gefährden. Das Volk will die Bewährung
der Währung. Der Sinn des Geldes ist, daß man darin sparen
und versichern kann. Dazu muß das Geld uns die Treue halten;
sonst geht alle Treue unter Menschen verloren. Das Volk emp-
findet Veränderung der Währung als Untreue. Darum die
Frage: „Wie erhalten wir unsere Währung stabil?“