Full text: Graf Georg Kankrin in nationalökonomischer und finanzwirtschaftlicher Beziehung

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welche sich doch selber fast ausschließlich aus der Mitte 
derselben Fronherren rekrutierten. Außerdem hat unter 
Alexander I. eine für die Leibeigenen verhängnisvolle Ge 
pflogenheit Platz gegriffen. Sie wurden nämlich wie Sachen 
an die Unternehmer verschiedener Arbeiten oder an die 
Fabriken pachtweise abgegeben. Die Lage dieser Leib 
eigenen, die das Los von Sklaven trugen, war geradezu 
beklagenswert und menschenunwürdig. 1 ) 
Wie gestalteten sich die übrigen Seiten des ökono 
mischen Lebens in Rußland in der uns interessierenden 
Zeitperiode? 
Mit Bezug auf die Industrie muß zunächt konstatiert 
werden, daß sie um jene Zeit tatsächlich schon einige Fort 
schritte gemacht hatte. Allerdings waren dieselben nicht be 
trächtlich. Indessen war auch hier eine Situation geschaffen, 
die gebieterisch eine Änderung der socialen Verhältnisse 
forderte. 
Bekanntlich ist die russische Industrie auf Peter den 
Großen zurückzuführen, der zuerst Manufakturfabriken in 
seinem Lande gegründet hat. Um jene Zeit, d. h. im XVIII. 
Jh., lagen die sozialen Verhältnisse in Rußland so, daß die 
Fabriken ohne fronpflichtige Arbeit nicht hätten bestehen 
können. Es gab nämlich noch keine freien Arbeiter. Auch 
war die fronpflichtige Arbeit wegen der niedrigen Stufe der 
damaligen Technik viel lohnender als jede andere. So kam 
es denn, daß alle Industriezweige mit der herrschenden fron 
pflichtigen Arbeit gegen Ende des XVIII. Jh. nicht nur den 
inländischen Markt versorgen, sondern auch nach dem Aus 
land exportieren konnten. 3 ) 
Die Lage wurde aber eine ganz andere im XIX. Jh., 
als die Technik es ermöglichte die Ffandarbeit durch die 
Maschine zu ersetzen. 
Die fronpflichtige Arbeit ließ sich nur sehr schwer 
einer Produktionsweise anpassen, die mit technisch voll- 
b Vgl. Sem. 195—7. — 2 ) T.-Bar. I. 81-82.
	        
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