Full text: Weltwirtschaftliche und politische Erdkunde

11. FRUCHTHAINE UND REBENGELÄNDE DER ERDE 69 
wirksamste Bekämpfungsmittel der gefährlichen Seuche. — Die Folgen der Reb- 
krankheiten in Frankreich waren Armut und Entvölkerung der weinbauenden 
Bezirke, besonders des Südens. Ein Strom von Auswanderern ergoß sich in 
die nordafrikanischen Kolonien Frankreichs, wo daraufhin der Weinbau einen 
lebhaften Aufschwung nahm. 
Der weitaus größte Teil — etwa neun Zehntel — der französischen 
Weinerzeugung wird im eigenen Lande verbraucht. Der Franzose steht 
als Weintrinker mit etwa 1283 1 für Jahr und Kopf dem Griechen (109), 
Bulgaren (105), Italiener (103), Spanier (95), Portugiesen (92) voran. 
Aber schon seit dem 18, Jahrhundert entwickelte sich auch der Export 
der französischen Qualitätsweine, der heute in der Gesamtausfuhr des 
Staates eine beträchtliche Rolle spielt. Trotzdem und trotz der großen 
Eigenerzeugung führt Frankreich noch erhebliche Mengen, namentlich 
griechischer, spanischer und algerischer Süßweine ein, die zum „Ver- 
schnitt“ des eigenen Gewächses verwandt werden. 
Frankreich gehört mit beträchtlichen Teilen seiner Weinbaugebiete 
der mittelmeerischen Klimaprovinz an, die in allen ihren Teilen für 
den Weinbau geeignet ist. Quantitatiy stehen dort Italien, Spanien 
und Algier voran. Italien ist das zweite Weinland nach Frankreich, 
indem keine Provinz ganz ohne Weinkultur ist. Dabei treten alle Pro- 
vinzen mit Weinen besonderen Charakters auf, von den herben schweren 
Weinen Piemonts (Turiner Wermut) durch Toscanas Chianti bis zu 
den feurigen Dessert- und Likörweinen Süditaliens und Siziliens 
‘Lacrimae Christi, Marsala, Malvasia, Muskato). Italiens Weinbau, der 
im Norden und in der Mitte die Höhenlagen unter 500 m bevorzugt, 
im Süden aber bis 800, am Ätna und auf Sardinien bis 1000 m und 
darüber geht, hat sich besonders in der Zeit der französischen Reb- 
lauskrise gehoben. Als nach deren Überwindung der Export nach 
Frankreich aufhörte, hatte man inzwischen neue Absatzgebiete in der 
Schweiz, in Süd- und Nordamerika, auch in Deutschland erschlossen. 
Aber das italienische Erzeugnis reicht doch nicht an die Güte franzö- 
sischer Exportweine heran, und so ist der italienische Weinbau, der 
zu 72% Rotweine keltert, in erster Linie auf die Eigenversorgung der 
Bevölkerung eingestellt. 
‚ Das gilt nicht in dem Maße von dem Weinbau der Iberischen 
Halbinsel, die im Malaga, Sherry (Xerez de la Frontera) und Port- 
wein Exportweine von Weltruf besitzt und außerdem beträchtliche 
Mengen dunkelroter Verschnittweine nach Frankreich ausführt. Ganz 
auf das Versandgeschäft in „Verschnittweinen“ eingestellt ist der durch 
die Franzosen entwickelte Weinbau Algeriens. 
Griechenlands Stellung im Weinbau und Weinhandel beruht 
nicht so sehr auf den von ihm gelieferten Südweinen als vielmehr 
auf dem Anbau von Korinthen, jener kernlosen Spielart, deren An- 
bau merkwürdigerweise trotz aller Versuche in keinem anderen Gebiete 
der Erde gelungen ist. Ihr Verbreitungsgebiet bilden der westliche 
Peloponnes und die ihm vorgelagerten Inseln Zante, Kephallenia, 
Leukas, sowie Ätolien. Die beste Sorte liefert Ägion am Golf 
von Patras. Beinahe die ganze Ernte kommt zur Ausfuhr; Haupt- 
handels- und Exportolatz ist Patras, im Mittelalter war es Korinth,
	        
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