42 Allgemeines und Spezielles über Entwicklung und Stand der Wohlfahrtspflege.
Das Ar beiter kasino der Gebrüder Sulzer, Maschinenfabrik, Ludwigs
hafen a. Rh., zeichnet sich durch vorteilhafte Einrichtungen und durch Nebenanlagen
für Erholung und Unterricht aus.
Die Chemische Fabrik Merk in Darmstadt fordert für das Mittagessen in der
Kantine von ihren Arbeitern nur einen Betrag von 20 Pf. im Abonnement. Es nehmen
zurzeit gegen 650 Personen am Mittagstisch teil. Der Zuschuß der Firma beläuft sich auf
jährlich rund 22 000 M.
Die Chemischen Werke Henkel & Co. in Düsseldorf, die, wie wir schon oben
erwähnten, eine durchgehende Bureauzeit mit Schluß um %4 Uhr eingerichtet hat, läßt
diese Arbeitszeit durch eine Mittagspause unterbrechen, während welcher den Angestellten
im Speisesaal ein warmer Imbiß kostenlos von der Firma verabreicht wird. Die noch
verbleibende Zeit der Mittagspause kann auch hier im Dachgarten zugebracht werden.
In der Mechanischen Trikotweberei Mattes & Lutz in Besigheim erhalten
von November bis März sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen vor Arbeitsantritt einen
Morgenkaffee mit frischer Milch und Zucker. — Bei Gebr. Stollwerk, A.-G., Köln,
erhält zur Nachmittagspause die gesamte Beamten- und Arbeiterschaft die Getränke kosten
frei geliefert. — Das Hamburger Fremdenblatt verabreicht in der Hauskantine ihren
Arbeitern zweimal täglich Kaffee kostenfrei.
Die für 400 Arbeiter Platz bietende Kantine des Vereins chemischer Fabriken,
M annheim ist durch eine herausnehmbare Holzwand in zwei Teile geteilt, sodaß ein Saal
für Abhaltung von Festlichkeiten gebildet werden kann. Es wird besonderes Gewicht auf
Vermeidung des Alkoholgenusses gelegt.
In der Papierfabrik von Kübler & Niethammer in Kriebstein erhalten ver
heiratete und verwitwete Arbeiter, welche länger als 1 Jahr bei der Firma beschäftigt sind,
für jedes ihrer Kinder bis zu deren Austritt aus der Schule wöchentlich 1 kg
Brot durch Anweisungsmarken an den Konsumverein geliefert. Die Firma hat von
dieser Einrichtung jährlich ungefähr 16 000 M. Unkosten.
Die Nähseidenfabriken Gütermann & Co. in Gutach haben einen eigenen
Milchviehbetrieb von 100 Kühen eingerichtet, um ihren Arbeitern gute und reine
Milch zu verabfolgen.
Die Aktienbrauerei zum Löwenbräu, München, sicherte durch Erwerbung
und Selbstbewirtschaftung großer landwirtschaftlicher Betriebe ihren Arbeitern den billigen
Erwerb von Getreide, Kartoffeln und Milch.
Die Ilse, Bergbau A.-G., Grubellse, betreibt für die Versorgung ihrer Arbeiter mit
Lebensbedürfnissen 5 Kaufhäuser, 4 Gasthäuser, 3 Bäckereien und eine Fleischerei, einen
zweiten Schlachthausbetrieb hat sie in Pacht gegeben.
Es sind in neuester Zeit eine Anzahl größerer Firmen dazu übergegangen, neben
Konsumanstalten und Speiseanstalten eigenes Schlachtvieh zu halten, um den Ange
stellten und Arbeitern gesundes und billiges Fleisch, gute Wurstwaren und reine, nahrhafte
Milch zu liefern. Musteranlagen in diesem Sinne gibt es auch bei der Firma: Metallwerke
Basse & Selve in Altena (i. W.), sowie bei der Harpener Bergbaugesellschaft.
Hinsichtlich der Feuerungsbeihilfe ist namentlich auf die Bergbaubetriebe
zu verweisen, die entweder billig oder unentgeltlich den Arbeitern Kohlen liefern.
Die Kleidungsfürsorge wird in hygienischer Richtung vielfach durch besondere
Garderobenanlagen gefördert. In den Farbenfabriken von Berger & Wirth in Leipzig
erhalten alle Arbeiter vollständige Arbeitsanzüge, die wöchentlich in einer Dampfwäscherei
gereinigt werden. Jedem Arbeiter stehen zwei Schränke zur Verfügung, der eine für die
Arbeiterkleider, der andere für die Straßenkleider.