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der Staats- und Wirtschaftslehre, die den Dingen leicht Gewalt antut.
Schön ist eine durchaus dogmatische Natur; Boyen sagte wohl im Scherz
von ihm, er hätte Papst werden sollen.
Nach der Art solcher Eisenköpfe konnte er bestimmte Lehren in stereo-
typen Formeln immer aufs neue predigen und sich auf Anschauungen ver
steifen, die der Wirklichkeit nicht entsprachen. Auch ein liebevoller Beurteiler
wie Magnus von Brünneck beklagte noch an dem alten Schön „die fort
gesetzten Täuschungen, die wunderlichen Konjekturen, die er sich macht x ).
Aber da das Bewußtsein dieser Täuschungen vollkommen fehlt, bleibt das
Urteil Treitschkes, Schön sei „ganz gegen die Art seines edelen Stammes
unwahrhaftig" gewesen, an der Oberfläche^). Wohl rückte er die eigene
Person viel zu sehr in den Vordergrund, um schlicht und echt zu wirken,
er vereinte oft die Verblendung des Leidenschaftlichen und des Doktrinärs,
er war „exaltiert, — aber doch ein ehrlicher Mensch". Wo es um Über
zeugungen ging, war er unbestechlich. Als Friedrich Wilhelm III. mit dem
Plan umging, eine französische Gräfin katholischen Glaubens zu heiraten,
hat er insgeheim nur jene beiden „Poeten" Gneisenan und Schön um ihren
Rat befragen lassen, weil er der Zuverlässigkeit ihres Urteils vertraute. —
Theodor von Schön ist oft als ein Vertreter manchesterlicher An
schauungen bezeichnet worden * * 3 * 5 ). Tatsächlich hat er Äußerungen getan,
die der Theorie des laissez faire, laissez aller sehr nahe kommen: „Man
reduziere die Tätigkeit der höchsten Gewalt ■— so heißt der Staat in Schöns
Terminologie — auf ihren Standpunkt und Alles ist gemacht. Dieser
Standpunkt muß mehr negativ als positiv sein, gehen lassen und bloß veto
einlegen«)." Gerade rücksichtlich des Grundeigentums hat Schön 1807
den Standpunkt vertreten, daß es dem Staate gleichgültig sein müsse, ob
A. oder B etwas besitze^). Mit ungefähr den gleichen Worten hatte er bei
seinem Lehrer Kraus die Smithsche Theorie vom freien Spiel der Kräfte
kennen gelernt. Aber bei Schön gewinnt der freihändlerische Gedanke doch
eine ausgesprochen deutsche Färbung. Er wird von ihm vertreten, nicht
0 Herre S. 377.
0 Treitschke I, 278.
3 ) Über den Ausgangspunkt der wirtschaftspolitischen Anschauungen Schöns
orientiert jetzt am besten Hasse.
l ) Schön an Dohna 27. Juli 1818. Aus den Papieren VI, 428. Vgl. die Denk
schrift Schöns v. 13. Juli 1817 (Aus den Papieren IV, 403): „Das Ministerium suche
die Hindernisse sder Produktion! zu entfernen, aber es hüte sich, diefe negative Tätigkeit
in ein gewaltsames Eingreifen in bestehende Rechtsverhältnisse ausarten zu lassen.
„Nicht zu viel regieren ist eine goldene Regel für die Staatsverwaltung; nur die sich
erzeugenden Auswüchse des einseitigen Willens so viel als möglich verhüten oder
ableiten, darin besteht die Kunst der Verwaltung."
5 ) Lehmann II, 292.