Full text: Die Berliner Arbeiterbewegung von 1890 bis 1905

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In den Diskussionen über die bezeichneten Fragen kain eine äußerst 
gereizte Stimmung gegen die als „Revisionisten" bekannten oder für solche 
erachteten Parteimitglieder zum Ausdruck, die sich aus der Tragweite der 
Vorkommnisse, auf die sse sich unmittelbar bezog, nicht hinlänglich verstehen 
läßt. Sie muß als Wiederausbruch von Verstimmungen über weiter 
zurückliegende und unerledigt gebliebene Konflikte begriffen werden, die 
durch jene Vorkommnisse und unerquickliche Zeitungspolemiken frische 
Nahrung erhalten hatten. Gegen die sozialistischen Mitarbeiter an der 
„Zukunft" Maximilian Karbens war aus dem einen oder anderen Grunde 
auch sonst Mißtrauen vorhanden, während die Erregung über den Vor 
schlag hinsichtlich der Vizepräsidentenfrage zu einem Teil auf Auslegungen 
zurückgeführt werden muß, wonach er als eine Konzession an das Gottes- 
gnadentum erschien. 
In gleicher Stimmung und Auffassung wie Berlin nahmen die Kreis 
konferenzen der beiden Vorortswahlkreise zu den bezeichneten Vorgängen 
Stellung. Doch ließ es die Versammlung des Kreises Teltow-Beeskow- 
Charlottenburg nicht bei der Negation bewenden. In einer längeren, von 
Fritz Zubeil eingehend begründeten Resolution forderte sie die Reichstags 
fraktion auf, durch ausgearbeitete Gesetzentwürfe, denen umfassende Be 
gründungen und Denkschriften beizugeben seien, „die unermeßliche Schöpfer 
kraft des demokratischen und sozialistischen Prinzips für die aktuelle Gesetz 
gebung fruchtbar zu machen. Eine solche Tätigkeit zeige unter anderem die 
Grenze und Schranke, wo innerhalb der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung 
entscheidende Verbesserungen unmöglich werden", und wirke dadurch aufklärend 
über und für das sozialdemokratische Programm. „And zu dieser Grenze 
und Schranke, von der wir noch weit entfernt sind, zu gehen und alles 
mögliche wirklich zu machen," heißt es ferner, „ist unsere Aufgabe in der 
Tagespolitik," und zu diesem Zwecke „und zugleich im Interesse der 
Stärkung des Parlamentarismus" wird die obige Tätigkeit empfohlen. 
Auf dieser Generalversammlung, die am 30. August 1903 in Köpenick 
tagte, waren 32 Orte mit 75 Delegierten vertreten. 
Die Generalversammlung von Berlin und Provinz Brandenburg für 
1903, die acht Tage darauf — am 6. September — in Berlin zusammen 
trat, ratifizierte in einer längeren, von Art. Stadthagen begründeten 
Resolution die vorerwähnten Beschlüsse hinsichtlich der Mitarbeiterschaft 
an bürgerlichen Blättern und protestierte außerdem dagegen, daß die 
damalige Redaktion des „Vorwärts" eine Einsendung August Bebels 
nicht hatte veröffentlichen wollen, sowie gegen das Eingreifen Wolfgang 
Keines bei der Reichstagswahl im Wahlkreise Marburg-Frankenburg, 
das in der Aufforderung bestanden hatte, in der Stichwahl für den Sozial 
liberalen von Gerlach gegen dessen konservativen Gegner zu stimmen. 
Der weitere Inhalt der Resolution bezog sich auf Agitations- und 
Organisationsfragen und traf in letzterer Linsicht namentlich Bestimmungen, 
die geeignet erschienen, die Lücken in der bestehenden Organisation aus 
zufüllen. Wie schon im Vorjahr hatte auch diesmal die Polizei darauf 
bestanden, daß die weiblichen Delegierten sich aus dem Sitzungssaal ent 
fernten, so daß diese auf den Tribünen Platz nehmen mußten, und wie im 
Vorjahr wurde auch diesmal in einer Resolution gegen den Polizeiakt 
Protest erhoben. Die Resolution forderte das Bureau auf, den Beschwerde-
	        
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