Full text: Material zur Lage der Bergarbeiter während des Weltkrieges

Bisherige Zugeständnisse des Zechenvcrbandcs. 
Sechsmal haben die Vertreter der Bergarbeiterverbände 
bisher mit den Vertretern des Zechenverbandes in Essen ver 
handelt, und zwar am 18. Oktober 1918, am 14. und 23. No 
vember 1918, am 13. Dezember 1918 und am 6. und 9. Ja 
nuar 1919. Außer den vorgenannten sind hierbei folgende Zu 
geständnisse gemacht worden: 
1. Die Anerkennung der vier Bcrgarbeiterorganisationcn als 
Arbeitervertretung. 
2. Keinem Belegschaftsmitglied soll wegen seiner Organisations- 
zugehvrigkeit und gewerkschaftlichen Tätigkeit eine Schädigung im 
Arbcttsverhältnis entstehen. 
3. Die Achtstundenschicht einschließlich Ein- und Ausfahrt für die 
Untertagsbelegschaft ab 18. November 1918. 
4. Die Achtstundenschicht für die Uebertagsbclegschaft ab 1. De 
zember 1918: allgemeine Pausen verlängern die Schichtzeit um die Zeit 
dauer dieser Pansen. (Ursprünglich sollte sie erst ab 1. Januar 1919 all 
gemein eingeführt werden.) Ausgenommen von dieser Regelung sind 
nur die Fuhrwerks- und landwirtschaftlichen Arbeiter. 
5. Als Mindestlohn für die Gedingearbeiter werden ab 1. Dezember 
1918 vier Fünftel des Durchschnittslohnes der betreffenden Arbeiferklasse 
der Zeche gezahlt. Es wird dabei eine normale Leistung vorausgesetzt, 
über deren Festlegung nähere Verhandlungen vorbehalten sind. 
6. Die gelegentlich der letzten Kohlcnpreiserhöhung zugesagte Er 
höhung der Durchschnittslöhne soll statt im Dezemberlohn schon im 
Oktoberlohn voll eintreten. (Zugesagt wurde, daß die durchschnittlichen 
Gedingelöhne bis Ende 1918 weiter in derselben Weise steigen sollten, 
wie sie während des Jahres 1917 und des 1. Vierteljahres 1918 nach 
und nach gestiegen sind. Die Schichtlöhne sollten in derselben Zeit 
bis Ende des Jahres um 1 Mk. pro Schicht steigen.) 
7. Vom 1. Dezember 1918 ab wird das Kindergeld bei der Be 
rechnung des Durchschnittslohnes nicht mehr etnbezogen. Der Durch 
schnittslohn erhöht sich also um den Betrag des durchschnittlichen 
Kindergeldes. 
8. Vom 1. Dezember ab tritt über den für Oktober zugesagten Durch 
schnittslohn hinaus neben der zugestandenen Nichtanrcchnung des Kinder 
geldes eine weitere Erhöhung der Gedingelöhne unter Tage (Klasse I 
der amtlichen Lohnstatistik) um durchschnittlich 50 Pf. ein, vorausgesetzt, 
daß nicht außergewöhnliche Verhältnisse, insbesondere Störungen durch 
Wagenmangel, Rückgang der Leistung u. dergl., eintreten. ~ 
9. Ferner tritt vom 1. Dezember ab eine Erhöhung der Schichtlöhne 
über und unter Tage um durchschnittlich 1 Mk. ein, ebenfalls ohne An 
rechnung des Kindergeldes. 
10. Ab 1. Januar 1919 wird eine weitere Lohnerhöhung gewährt, 
die 15 Prozent auf den Durchschnittslohn betragen soll, wie er sich nach 
den früheren Vereinbarungen für Dezember stellen wird. Diese Zusage 
wird gemacht int Vertrauen darauf, daß die Vertreter der Bergarbeiter- 
verbünde die erforderliche Preiserhöhung für Kohlen. Koks und Briketts 
mit den Zechenbesitzern durchsetzen werden. 
11. Für Ueber- und Nebenschichten an Werktagen, welche über die 
laufende Schichtenzahl hinaus verfahren werden, wird ab 1. Dezember 
1918 ein Lohnznschlag von 25 Prozent, für Arbeit an Sonn- und gesetz 
lichen Feiertagen von 50 Prozent gezahlt. Als .Krankfeierschichten gelten
	        
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