Full text: Die Zukunft unserer Wirtschaft

Mit Zorn und Entrüstung wird man solchen Tendenzen 
nicht beikommen; gerade vorn rein wirtschaftlichen Ge 
sichtspunkte aus müßte eine nüchterne Betrachtung der 
wirtschaftlichen Tatsachen genügen. Alle Angehörigen 
eines Staates stehen untereinander in einer Gemeinschaft 
der Vermögensinteressen, die vor allem darin zum Aus 
drucke kommt, daß im Regelfälle ihre Einnahmen wie ihre 
Ausgaben in inländischer Währung erfolgen. Die Kauf 
kraft des inländischen Geldes ist also der Maßstab ihrer 
Lebenshaltung; das gilt umsomehr während des Krieges, 
wo sie fast nichts vom Ausland erhalten und fast nichts 
hinaussenden können. Sie gleichen etwa den Aktionären 
oder den Kuxinhabern. Wie diesen, fehlt auch ihnen zu 
meist der unmittelbare Einfluß auf die Gebarung mit 
ihrem Vermögen; wie diese, können sie an ihrem Anteil 
Verlust erleiden, aber nicht darüber hinaus in Anspruch 
genommen werden. Wie häufig ergibt sich aber im praK- 
tischen Leben die Notwendigkeit, neue Opfer zu bringen, 
um das derart angelegte Vermögen nicht verloren geben 
zu müssen. Jeder Verständige wird sich bereit finden, 
zu solchem Zwecke seinen Anteil herabzusetzen, oft so 
gar neue Zuschüsse zu machen, — immer vorausgesetzt, 
daß er diese neuen Aufwendungen nicht für vergebliche, 
das Unternehmen nicht für unrettbar ansieht. Hier hat 
allerdings das Gleichnis sein Ende: den Staat und seinen 
Kredit aufzugeben, hat niemand das Recht, hat auch nie 
mand Anlaß. 
Man mag also theoretisch über das Verhältnis des 
Staatsbürgers zum Staate denken wie man will; immer 
hat jeder Einzelne nicht nur die sittliche Pflicht, er hat 
auch das größte Interesse daran, den Staat in seinem 
wirtschaftlichen Dasein zu erhalten. Um jeden Teil seines 
Privatvermögens, den der Einzelne opfert, wird der Rest 
seines Vermögens wertvoller. Nicht die Anzahl der Bank 
noten, die er besitzt, oder für seine sonstigen Werte ein 
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