Full text: München als Industriestadt

sich ein gutes Stück Kulturgeschichte in dem Werden dieses 
Gewerbes und seines Erzeugnisses wieder. Es erfüllt auch 
mit Recht die alten Brauer mit Stolz einem Gewerbe anzu 
gehören, das auf eine so ruhmvolle Vergangenheit blickt und 
heute so enormen wirtschaftlichen Wert besitzt. Dies mag 
nicht unwesentlich auf die ganzen Arbeiterverhältnisse gewirkt 
haben. Während doch heute für die industrielle Produktions 
entwicklung stets das Moment der Arbeiter- und Lohnbewe 
gung von einschneidender Bedeutung ist, haben diese Ver 
hältnisse noch keinen großen Einfluß auf die heutige Lage der 
Münchener Brauindustrie gehabt. Dies mag seinen Grund ha 
ben in dem ihre Entwicklung charakterisierenden konservativen 
Zug, der in den gestreiften nationalen, historisch bedingten 
Verhältnissen wurzelt. Es wäre nicht uninteressant, hier die 
im Braugewerbe beschäftigten Personen ihrer sozialen Stellung 
nach und ebenso die allgemein herrschenden Arbeitsverhält 
nisse derselben näher zu betrachten, um tiefer in die eine 
Arbeiterbewegung bedingenden Verhältnisse der Münchener 
Brauereien einzudringen. Wir wollen uns aber darauf be 
schränken, festzustellen, daß die sozialen Verhältnisse und neben 
diesen auch die im einzelnen sehr verschiedenartigen, im ganzen 
aber nicht ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen nicht da 
zu geschaffen sind, Unstimmigkeiten bei den Arbeitern her 
vorzurufen. Das Münchener Braugewerbe zahlt nach den be 
rufsgenossenschaftlichen Ausweisen mit die höchsten Löhne. 
Die Mindestlöhne, von denen laut Tarifvertrag des Vereins 
Münchener Brauereibesitzer mit dem Brauereiarbeiterverband 
eine Brauerei durch Mehrzahlung abweichen kann, regeln sich 
einschließlich des Wohnungsgeldes und der Entschädigung für 
Ablösung des Freibieres nach dem neuen Tarifvertrag vom 
1. Januar 1913. 
Die Folge der guten Bezahlung und der Berühmtheit Mün 
chens als Bierstadt und Hauptsitz der Brauindustrie Bayerns 
ist ein dauernder Andrang von Brauarbeitern, die alle in den 
Münchener Großbetrieben beschäftigt werden, wollen. Die gün 
stige Lage des Arbeitsmarktes hat die Brauereibesitzer auch 
veranlaßt, den Antrag des Arbeitsausschusses auf Errichtung 
eines Arbeitsnachweises abzuweisen, da für sie kein Bedürfnis 
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