Full text: Der Pommersche Landbund

tiert, weil die in ihm enthaltenen Sätze in keinem Verhältnis zu den 
heutigen Teuerungsverhältnissen stehen. In den meisten Kreisen hat der 
- Landarbeiter-Verbnnd wesentlich bessere Tarife abgeschlossen, nur in dem 
Kreise Greifenberg sträuben sich die Besitzer heftig, einigermaßen zureichende 
Löhne zu zahlen. Um nun die Landarbeiter aus dem Verbände wieder 
dem Landbunde zuzuführen, versendet der Pommersche Landbund im Ok 
tober 1919 folgendes Rundschreiben: 
„An die Herren Gutsbesitzer und Vorsitzenden der Bezirksgrnppe. Der Land 
arbeiterverband verliert im Kreise zusehends an Anhängern. (?) Da der Land 
arbeiterverband den Leuten keinen Tarifvertrag und keine Teuerungszulage heim 
gebracht hat, fühlen sich die Mitglieder des Landarbeiterverbandes in ihren Er 
wartungen getäuscht. Wie die jetzigen Erfolge bei unsern Versammlungen lehren, 
kommt alles darauf an, das; die Arbeitgeber, die den Arbeitnehmern zugebilligte 
Teuerungszulage von 12ß Mark nur an Mitglieder des Pommer 
schen L a n d b u n d e s a u s z a h l e n. Wenn die Arbeitgeber so vorgehen, 
werden wir eine große Zahl von Mitgliedern des Landarbeiterverbandes für 
unsere Arbeitnehmergruppe gewinnen. Stört- bitten darum, v om diesem 
Grundsatz nicht ab zu gehen. Die Herren Bezirksgruppenvorsitzenden 
bitten wir, dafür zu sorgen, daß der Inhalt des Schreibens allen Mitgliedern der 
Bezirksgruppe bekannt wird. 
Mit Bundesgruß gez. D. W o l fg r a m m . Geschäftsführer." 
Durch dieses Schriftstück wird wieder mit aller Deutlichkeit dargelegt, 
daß die Agrarier mit allen Mitteln -des Terrors bestrebt sind, die Land 
arbeiter zum Pommerschen Landbund zu zwingen. Aber auch etwas an 
deres lehrt dieses Rundschreiben. Behaupten nicht auch die Landwirte 
immer aufs neue, daß sie für die Lage ihrer Arbeiter volles Verständnis 
haben? Wenn dem so wäre, dann müßten sie doch mindestens allen ihren 
Arbeitnehmern diese Teuerungszulage zahlen, denn auch die Nichtbündler 
leiden bei der schlechten Entlohnung bittere Not. Doch das schiert die 
wahren „Patrioten" nicht. Wenn dann schließlich einmal ein Streik ans 
brechen sollte, schreit die ganze Iunkersippe über Gefährdung der Volks 
ernährung u. a. Es ist gut, daß durch obiges Schreiben die Landarbeiter 
sehen, wie . der Landbund Mitglieder „wirbt" und wir zweifeln nicht, daß 
sie den Agrariern die richtige Antwort geben werden, indem sie sich dem 
Landarbeiternerband anschließen, der ihre, wirklichen Interessen vertritt. 
Rundschreiben des Pommerschen Landbundes an seine Ortsvorstände: 
Greifenberg i. Pom., btn 17. 10- 19. 
Eilt sehr, sofort! 
Sehr geehrter Herr! 
Am Mittwoch, den 15. Oktober b. I., fand in Setttin eine Bauerntagung für 
die Provinz Pommern statt. An dieser Tagung haben als Vertreter des Kreises 
teilgenommen: 
1. Herr Gutsbesitzer Witt, Gründemannshof, als Vorsitzender des Pom 
merschen Landbundes der Kreisgrnppe Greifenberg i. Pom.; 
2. Herr Banernhofsbesitzet Fuhrmann, Klälkow; 
3. Herr Bauernhofsbcsitzer Bernhard B r n ß, Dadow. 
Am Tage darauf sprach Herr v. Wangen heim, Klein-Spiegel, über die 
augenblickliche wirtschaftliche Lage. Herr v. Wangenheim, Kl.-Sptegel, wies an 
der Hand eines umfangreichen Zahlenmaterials nach, daß wir vor dem Zu 
sammenbruch der Zwangswirtschaft stehen.
	        
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