dies hieße, der kleinbäuerlichen Wirtschaft all ihre Schwä-
chen zu belassen, ihr aber ihren einzigen Vorzug — das per-
sönliche Interesse des Werktätigen am Resultat seiner Ar-
beit — zu nehmen.
Wir vermochten uns nicht davon zu überzeugen, daß der
sozialistische Staat imstande sei, die Industrie zu organi-
sieren; wohl aber kann er sich dieser bemächtigen, — dies
hat Marx vorausgesagt und unsere Revolution hat es be-
stätigt. Ganz anders verhält es sich aber mit der Landwirt-
schaft. Die soziale Revolution auf dem flachen Lande ent-
hält nicht ein Körnchen Sozialismus, sie bringt die Landwirt-
schaft dem sozialistischen Ideal nicht näher, sondern umge-
kehrt, — sie wirft diese von demselben unendlich weit zurück.
Will man jedoch mit diesem „kleinbürgerlichen Element‘
paktieren, will man seinem organischen Verlangen nach
freiem Tauschverkehr stattgeben, so wird dadurch, zumal in
einem ausgesprochenen Agrarlande, das ganze System der
sozialistischen Wirtschaft — d.h. das System planmäßiger
Verteilung der Wirtschaftsgüter im gesamtstaatlichen Maß-
stabe — umgestoßen.
A
Schlußbetrachtungen.
So stehen wir vor einem sonderbaren Schauspiel: Sozia-
listen, überzeugte Sozialisten, welche Lehre und Leben als
eins betrachten, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Idee
&riumphieren zu lassen, — vernichten mit eigenen Händen
die Früchte ihres Schaffens, ersetzen eine angeblich harmo-
nische Gesellschaftsordnung, die keine Ausbeutung kennt,
durch eine anarchische, auf Ausbeutung beruhende Ordnung
und ‚erwarten gerade von der letzteren die Vermehrung der
Hilfsquellen der Republik und die Besserung der Lage der
Werktätigen. Wir sehen, daß die Sozialisten ausländisches
Kapital herbeizulocken suchen, damit es in unserem Lande
den Mehrwert einheimst, den abzuschaffen sie sich doch erst
berufen glaubten.
Wie kann diese sonderbare Erscheinung erklärt werden?
Der rechte Flügel der Sozialisten antwortet hierauf: „Es ist
nichts Verwunderliches daran. Dieses traurige Resultat haben
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