Die Frachtparität Staßfurt-Leopoldshall.
Aus der Berechnung dieser Frachtparitäten ergeben sich für das
Kalisyndikat Gewinne und Verluste. Eine getrennte Berechnung des
Frachtgeschäfts nach den drei Frachtbasen wurde zuletzt für das
Jahr 1925 vorgenommen, nur bei der Frachtbasis Vienenburg ergab sich
damals ein Frachtgewinn. Die Frachtparitäten sind zu einem Zeitpunkt
errichtet worden, an dem die ausgewählten Stationen sämtlich inmitten
der eigentlichen Fördergebiete lagen und das jeder Ausgangestation zu-
gewiesene Absatzgebiet von den ihr benachbarten Kaliwerken ohne
Schwierigkeiten versorgt werden konnte. Durch die Standortsver-
schiebung in der Kaliindustrie hat jedenfalls Staßfurt diese Eigenschaft
zu einem erheblichen Teil eingebüßt. Daher erklärten die Sachver-
ständigen den Umstand, daß in den letzten Jahren sich aus der ge-
schilderten Frachtberechnung, auch abgesehen von den Vergütungen für
weitentfernte Abnehmer, Verluste für das Kalisyndikat ergaben. Die
Sachverständigen traten für die Aufhebung der Frachtparität Staßfurt
ein, damit würde für einen Teil der bisher von Staßfurt versorgten Ge-
biete der Kalibezug entsprechend verteuert werden. Wie eine Auf-
hebung der Frachtparität Staßfurt-Leopoldshall im einzelnen wirken
würde, ist vom Ausschuß nicht errechnet worden, würde aber auf Grund
des Jahresabsatzes 1928 vom Syndikat errechnet werden können.
Zur Frage einer süddeutschen Frachtbasis.
Durch Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 1. Juli 1914 ge-
langte als vierte Ausgangsstation für den Frachtenausgleich und die
Frachtenvergütung Mülhausen (Elsaß) zur Einführung, die eine vor-
teilhafte Versorgung der zu den elsässischen Kaliwerken frachtgünstig
gelegenen Landwirtschaft ergeben sollte, Diese Frachtbasis wurde nach
Abtretung des Elsaß aufgehoben. Zum Gebiet der Ausgangsstation
Mülhausen gehörte Elsaß-Lothringen, die südliche Rheinprovinz, fast
die ganze Pfalz, fast ganz Baden, ein großer Teil von Württemberg und
Teile von Bayern. In diese Gebiete wurden 1913 insgesamt rund
220000 dz Reinkali geliefert, während der Gesamtinlandsabsatz
Elsaß-Lothringens sich auf rund 130000 dz Reinkali stellte. Die
Frachtbasis Mülhausen hätte also im Jahre 1913, in dem sie
noch nicht in Kraft war, zu Verlusten für das Kalisyndikat geführt,
[nzwischen ist der Kaliabsatz in den in Frage kommenden Gebieten er-
heblich gestiegen.
Die Niederbringung der badischen Kalischächte, die nach dem Er-
laß des Abteufverbotes erfolgte, wurde s. Z. damit begründet, daß aus
diesen Schächten Süddeutschland versorgt werden solle, da sonst die
Gefahr vorliege, daß die süddeutschen Staaten in bezug auf die Kali-
versorgung schlechter gestellt sein würden als früher, wo sie Salz aus
dem Elsaß bezogen!). Im Laufe dieses Jahres kommen. diese badischen
Kaliwerke in vollen Betrieb. Ihre Leistungsfähigkeit ist nach den An-
?) Vgl. Verhandlungen der Sozialisierungskommission über die Kaliwirtschaft
vom 20. September 1920.
5 Enauete-Ausschuß. III. Die deutsche Kaliindustrie,
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