Full text: Die drei Nationalökonomien

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(wie später ebenfalls noch zu zeigen sein wird: siehe das ı2. Ka- 
pitel), bei der wir die Erscheinungen unter dem Gesichtspunkte des 
Zweckes ordnen: ein in jeder Kulturwissenschaft aus naheliegenden 
Gründen sehr beliebtes Verfahren. Die meisten nationalökonomischen 
Begriffe sind Zweckbegriffe wie: Kapitalistische Unternehmung, 
Kapital, Ertrag, Produktion und ihre Verwendung schließt schon 
die „teleologische“‘ Betrachtungsweise ein, die nichts anderes als die 
„umgekehrt kausale‘‘ Betrachtungsweise ist und offenbar keine Be- 
ziehung zu jener Auffassung hat, die der Wissenschaft zur Aufgabe 
stellt, selbst Zwecke zu bestimmen, das heißt aber (für die Wirt- 
schaft) „kategorische‘“ Imperative zu formen, wie es die richtende 
Nationalökonomie sich anheischig macht. 
Diese Imperative, dieses Sollen, diese Normen, diese Richtsätze 
für praktisches Verhalten sind nun aber für die Vertreter dieser 
Nationalökonomie — das ist der Springpunkt — Aufgabe des 
Erkennens, sofern das Sollen in der Weltordnung angelegt ist 
und aus ihr herausgelesen werden kann; Es gilt die ewigen Gesetze 
zu erforschen, die die sittliche Welt beherrschen und auch dem wirt- 
schaftenden Menschen sein Tun vorschreiben.{ Über die geistigen Zu- 
sammenhänge, die diese Annahme begründen, spreche ich ausführ- 
licher im 6. Kapitel. 
Der Inhalt der Gesamterkenntnis ist die „richtige Wirtschaft‘, 
das heißt die dem Sinn der Welt, den Aufgaben der Menschheit, den 
Lebensbedingungen der Gesellschaft angemessene, „ädaquate‘‘ Wirt- 
schaft. Die Erforschung dieser „richtigen Wirtschaft‘ ist daher das 
Hauptziel der richtenden Nationalökonomen. Die Kategorien, mit 
deren Hilfe sie ihre Wissenschaft aufbauen, sind sämtlich von der 
Zentralidee der „richtigen Wirtschaft“ her bestimmt. Es sind sozio- 
logische Begriffe wie Beruf, ‚Berufsidee, Stand oder Richtbegriffe 
wie der gerechte Preis, der gerechte Arbeitslohn, die gerechte 
Verteilung oder Wertbegriffe wie Ausbeutung usw. Die Gestaltung 
der Wirtschaft ist richtig oder falsch, je nachdem sie den Grund- 
sätzen der „richtigen“ Wirtschaft entspricht oder nicht. Das „Rich- 
tige‘ ist das Wertvolle, der oberste Wert ist die richtige Wirtschaft, 
von der alle Einzelwerte abgeleitet werden. Die Werte sind der Er- 
kenntnis zugänglich. Diese hat aber eine doppelte Aufgabe: sie muß
	        
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