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würden die kleinen Besitzer, die den Verkauf nicht abwarten
können, die Preise der Dinge so heruntersclilagen, daß sie
verarmen müßten; fehlte es an kleineren Eigentümern, so
könnten die großen die Preise zu sehr halten und steigern;
gäbe es keine sehr kleinen Besitzer, so würde es an manchen
Konsumtibilien fehlen, welche die andern nicht bauen würden,
weil sie ihre Kraft besser verwenden können. Auch ist die
größere Kultur zur Versorgung der Städte unentbehrlich«. 1 )
In Bezug auf die staatliche Politik dem Ackerbau
gegenüber ist Kankrin prinzipiell für die Freiheit der Ein-
und Ausfuhr des Getreides. i) 2 ) Wegen der hohen Abgaben
bei den schon eingeführten Schutzsystemen glaubt er jedoch
auch dem Ackerbau »ein Recht auf mäßigen Schutz« gönnen
zu müssen. Nur da, wo noch kein Getreideschutzzoll
existiert, würde er sich »schwerlich entschließen, seine Ein
führung anzuraten.« 8 )
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Für die Freiheit des Gewerbes tritt Kankrin nur be
dingungsweise ein. Es könne zwar »nicht die Frage sein,
zu den alten Zwangseinrichtungen zurückzukehren, doch
dürften die Korporationen, wo sie noch bestehen, nicht
aufgehoben«, sondern nur der Eintritt in dieselben erleichtert
werden. 4 ) Er ist auch ein ausgesprochener Anhänger des
Schutzsystems, 5 ) verwahrt siph aber, wie wir in diesem
Kapitel bereits dargetan haben, entschieden dagegen, daß
die Industrie »aufs höchste« 8 ) getrieben werde. Und hier
zeigt sich uns Kankrin als ausgesprochener Mittelstands
politiker, der zudem große Furcht vor der Übervölkerung
an Fabrikarbeitern hat, weil diese durch »gefährliche Un
ruhen und Spannungen« im stände sind, dem Staate große
Sorgen zu verursachen. 7 ) Dieselben Rücksichten veranlassen
Kankrin auch, den Arbeitern das Koalitionsrecht im Kampfe
mit den Unternehmern abzusprechen, obwohl er »das
i) Ök. 73. — 2 ) Vgl. Weltr 99 ; Ök. 184. — s ) Ök. 185. — 4 ) Ök. 212. —
■>) Ök. 233. 6 ) Weltr. 9. ") Weltr. 105.