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Sehen wir von dem Handel ab, der sich um die Mitte
des 15. Jahrhunderts von diesen Anbaubezirken her nach
Florenz bewegt, so bleiben Mailand und Venedig die Zen
tren, die die italienischen Produktionsorte beherrschen.
Beide erscheinen in ihrer Bedeutung als solche besonders in
den Quellen für den Safranhandel der Deutschen. Nach dem
Capitolare dei visdomini del fontego dei Tedeschi strömen in
Venedig die verschiedenen Sorien Italiens zusammen ‘), und
schon 1330 heißt es, daß zu den wichtigsten venezianischen
Handelsbestimmungen die über den Safran gehören 1 2 ).
Über den außerdeutschen Safranhandel der Venezianer
orientiert besonders das Handelsbuch des Pasi von 1521. Er
zählt die verschiedenen Sorten auf und gibt als beste Ab
satzplätze und -Gebiete an: Genf, Lyon, Paris, Brügge, Ant
werpen, London, Burgund, Deutschland, Ungarn, die Le
vante, Sizilien, Kalabrien (wenn in Apulien und Otranto
nicht viel vorhanden ist), Korfu, Candia, Zypern, Alexan
drien.
Eine Handelsbedeutung des spanischen Safrans ist
erst Ende des 13. Jahrhunderts zu erkennen. Die gewohn
heitsmäßige Anwesenheit von Kaufleuten aus Lerida, einer
späteren Zentrale des Safrananbaues, auf den Champagner
Messen legt zwar die Annahme nahe, daß sie Safran dorthin
zum Verkauf bringen. Doch sind die Kaufleute aus Lerida
wegen ihres Korduans in der Champagne '), und der Kor-
duanhandel scheint von hinlänglicher Bedeutung zu sein, um
ihre Anwesenheit dort zu erklären 3 ). Um 1300 kennt Pierre
von St. Omer die spanische Sorte als Farbstoff in der Male-
1) C. M. Thomas: Das Capitolare dei visdomini del fontego dei
Tedeschi in Venezia. Berlin 1874, Auch Kalabrien wird hier mit auf
gezählt, doch begegnet es sonst nie als Anbauort, und nach Pasi wird
aus Apulien und sogar zeitweise aus Venedig Safran dorthin ausgeführt.
2) H. Simonsfeld: Der Fondaco dei Tedeschi in Venedig und
die deutsch-venezianischen Handelsbeziehungen. 2 Bde. Stuttgart 1887,
I. Nr. 785.
3) F. Bourquelot: Etudes sur les foires de Champagne. Paris
1865. In Memoires presentes par divers savants ä l'acad. des inscr.
et belles-lettres. Serie 2, Tome V.