Full text: Über das deutsche Geld- und Währungswesen

10 Milliarden Mark erhöht. Würde man auch nur eine Steigerung um Die gleiche 
Summe für die nächften Monate annehmen, fo würde das laufende Haushaltsjahr 
‚nsgefamt eine neue Belaftung mit Schabganweifungen um rund 80 Miltiarden Mart 
dringen. 
IL Die Seftaltung der 3Zahlungsbilanz im Berhältnis zum Ausland 
und die Entwicklung der deutfhen auswärtigen Wechfelkurfe. 
Handelsbilanz. 
Die deutfche Sahlungsbilanz war vor dem Kriege für Deutfchland von Kahr 
‚u Jahr günftiger geworden. Was die Handel8Sbilanz, den wichtigften Poften der 
Sahlungsbilanzg, anbelangt, {op erreichte im Jahre 1913 die Einfuhr in Deutfchland 
die Höhe von 10,8 Milliarden Mark. Ihr ftand eine Musfuhr im Werte von 
10,1 Milliarden Mark gegenüber, fo daß die Einfuhr durch die Ausfuhr nahezu 
beglichen war. Jedenfalls dedten die übrigen Aftivpoften unferer Zah 'ungsbilanz, 
insbefondere der Gewinn aus dem internationalen Transportgefchäft zu Waifer und 
zu Lande fowie der Ertrag unferer Auslandsforderungen, namentlich da3 Erträgnts 
des deutfechen Befige8 an ausländifchen Wertpapieren nicht nur das verbleibende 
Minus, fondern führten darkber hinaus Deutfchland noch Überfchüffe in Gold oder 
anderen Werten zu, die den deutfchen Nationalreichtum vermehrten. 
Der Weltkrieg Hat diefe günftige Geftaltung völlig in ihr Gegenteil verfehrt, 
In dem Seitraum von Anfang Auguft 1914 bi8 Ende Dezember 1918 füllte fich 
die gefamte Warenausfuhr Deutjchland8 nur auf 16,5 Milliarden Mark, während 
ich die Einfuhr auf 31,8 Milliarden Mark belief, Von Anfang Januar 1919 bis 
Ende April 1920 — weitere Ziffern‘ Liegen noch nicht vor — ift die Ausfuhr 
mit 27,1 Milliarden Mark zu beziffern; die Einfuhr betrug in der gleichen Frift 
55,3 Milliarden Mark, wobei, allerdings zu beachten ift, daß die Einfuhren des 
Zahre8 1920 vom Statiftijhen Neichsamt im  wefentlichen noch auf Grund der 
Werte des Jahres 1919 errechnet werden mußten. H0re Zeftftellung zu den 
richtigen Werten für das Jahr 1920 ift zunächft nur fhäbungsweife möglich, fie 
sebingt jedenfalls wegen der gerade in den erften Monaten eingetretenen. Preis: 
erhöhung und VBalutaverfchlehterung für die Monate Yannar bis März 1920 einen 
Sujchlag. €8 ift ferner zu Gedenken, daß in den Ausfuhrziffern Beträge für 
Gieferungen auf Grund des Friedensvertrages8 enthalten find, die der Zahlungsbilanz 
aicht zugute fommen. Anter diefen Umftänden kann der Überfhuß der deutfchen 
Wareneinfuhr über die deutfhe Warenausfuhr feit Ausbruch des Krieges bis Ende 
April 1920 mit tund 55 Milliarden Mark und bis Ende MAuguft. 1920 bei vor- 
ichtiger CSchäbung mit vielleicht 70 Milliarden Mark. berechnet werden. Diefer Eine 
uhrüberichuß vermehrt fih noch um die Einfuhr, die unfere ehemaligen Berbündeten 
während des Krieges auf unfere Koften getätigt haben, die auf 5 bis 6 Milliarden 
Mark veranfchlagt werden kann. Ferner kommt Dinzu, daß namentlich feit Mitte 
vorigen Jahres, 5. 5. nach Aufhebung der Blockade gegen Deutfchland Hber die 
Srenzen der befeßten. Gebiete, deren Kontrolle den deutfchen Behörden zeitweilig 
mehr oder weniger entzogen war, eine ftatiftifch nicht erfaßte, aber außerordentlich 
große illegitime Einfuhr einftzömte, deren Umfang von Sachverftändigen auf monatlich 
mehrere Milliarden Mark gefehäßt worden ift. Cohäbt man fie, wie in der »Spa- 
Denffchrift über die SZahlungsfähigkeit Deutichlands für die Wiedergutmachung « 
S. 16, bis Ende Februar 1920 auf 13 Milliarden Mark, und nimmt man an, 
daß bdiefe Siffer fich, da neuerding8 das »Coch im Weiten« als geftopft betrachtet
	        
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